Die neue Stadtbaurätin will ein Stadtentwicklungskonzept anstoßen - aber einen eigenen Bauplatz hat sie sich noch nicht gekauft.

Buchholz. Doris Grondke ist seit dem 1. August die neue Stadtbaurätin von Buchholz. Sie folgt auf Joachim Wahlbrink, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Im Interview mit dem Abendblatt spricht sie über ihre Abneigung gegen Shopping-Malls und erklärt, warum sie noch nicht im Stau der Hamburger Straße gesteckt hat.

Hamburger Abendblatt:

Frau Grondke, haben Sie sich schon einen schönen Bauplatz in einem der Buchholzer Wohngebiete gesichert?

Doris Grondke:

Nein, ich bleibe erst einmal in Hamburg und pendele nach Buchholz. Wir wohnen in Barmbek-Nord, in einem stillgelegten Krankenhaus. Als Stadtplanerin und Architektin und ehemalige Krankenschwester ist das sehr interessant. Die Strecke von Hamburg-Barmbek nach Buchholz ist auf jeden Fall für mich keine Entfernung.

Wenn Sie pendeln, haben Sie bestimmt auch schon auf der Hamburger Straße im Stau gesteckt. Wie sehr haben Sie sich da eine Umgehungsstraße für Buchholz gewünscht? Einen Ostring zum Beispiel?

Grondke:

Ich komme mit der Bahn, deswegen habe ich den Stau selbst noch gar nicht erlebt. Natürlich weiß ich aber, dass es das Problem gibt und dass es ernst zu nehmen ist. Zum Thema Umgehungsstraße kann und will ich im Moment noch nichts sagen, weil ich mich in die ganze Thematik erst einarbeiten möchte.

Was hat Sie denn früher, bei Ihrer Arbeit im Architekturbüro, am meisten an Stadtverwaltungen genervt?

Grondke:

Genervt ist nicht der richtige Ausdruck, aber dass die Wege länger sind als in der freien Wirtschaft, habe ich früher nicht immer unbedingt verstanden. Heute, nach meiner dreiwöchigen Erfahrung hier in der Buchholzer Stadtverwaltung, weiß ich, dass es in Kommunen eine viel breitere Beteiligung an Entscheidungen gibt. Das sieht man als Außenstehende nicht so. Daraus können sich dann einige Vorurteile ergeben.

Haben Ihre Kollegen Sie davor gewarnt, in eine Stadtverwaltung zu wechseln?

Grondke:

Na ja, einige haben gesagt, warum machst du das bloß? Sie haben sich einfach gefragt, ob ich da mit meiner Energie, die Dinge anzupacken, reinpasse. Aber ich wollte gern etwas Neues machen. Die zukünftige Arbeit als Stadtbaurätin sehe ich als Ergänzung zu dem, was ich schon kann - und als Herausforderung für das, was auf mich zukommt.

Dass ich hier so eine breite Zustimmung vom Stadtrat und der Verwaltung bekommen habe und so gut aufgenommen worden bin, ist für mich ein Vertrauensvorschuss.

Können Sie sich daran erinnern, was Ihnen bei Ihrem ersten Besuch in Buchholz aus Sicht der Stadtplanerin und Architektin positiv auffiel?

Grondke:

Die Stadt habe ich erst im Zuge der Bewerbungsgespräche das erste Mal gesehen, und da ist mir gleich die gute Lage in der Metropolregion Hamburg aufgefallen. Wenn man ankommt, wird man zunächst von Wald empfangen und nicht etwa von Gewerbegebieten, wie das andernorts oft der Fall ist. Das habe ich als schönen Auftakt empfunden. Zugleich ist natürlich die Nähe zu Hamburg ein Pfund, mit dem Buchholz wuchern kann. Auch der geschlossene Kern der Innenstadt und die vielen Einzelhändler sind eine gute Grundlage, auch wenn einiges sicherlich verbesserungswürdig ist. Die regionalen Backsteinbauten gefallen mir ebenfalls gut.

Und was fiel Ihnen negativ auf?

Grondke:

Richtig fundiert kann ich das noch nicht sagen. Aber wie in vielen anderen Städten finde ich die Heterogenität des Stadtbildes nicht so schön. Städte wie zum Beispiel Lübeck haben es da einfacher, weil die historischen Gebäude und die vorgegebene Struktur das Bild der Stadt bestimmen.

Wie finden Sie denn dann die Buchholz-Galerie, zum einen aus architektonischer Sicht und zum anderen in ihrer Funktion als Einkaufsmagnet in der Innenstadt?

Grondke:

Das Gebäude ist Ausdruck zeitgemäßer Architektur. Kritisch finde ich an solchen Zentren grundsätzlich, dass sie sich wenig zum Stadtraum öffnen, etwa durch Gastronomieflächen oder Ähnliches. Aber das haben die Shopping-Malls grundsätzlich an sich, das ist ja das Prinzip solcher Einkaufszentren. Und was die Galerie als Einkaufsmagneten angeht: Sicherlich steht man als Kommune immer in Konkurrenz zu den anderen Gemeinden, da ist eine Entscheidung für ein solches Einkaufszentrum verständlich. Auf welchen Grundlagen diese Entscheidung aber genau fußt und wie die weiteren Auswirkungen auf die Innenstadt und den Einzelhandel sind, weiß ich im Moment noch nicht.

In Städten wie Brunsbüttel oder Kiel haben Sie integrierte Stadtentwicklungskonzepte verantwortet. Braucht Buchholz auch so ein Konzept?

Grondke:

Ja, unbedingt. Das könnte ich mir als eine meiner ersten Aufgaben vorstellen. Der Begriff integriert verdeutlicht den ganzheitlichen Ansatz sehr schön, das heißt, Themen der Wirtschaft und des Einzelhandels werden beispielsweise gleichrangig zu den Themen Wohnen, Kultur, Soziales und so weiter behandelt. Ein Stadtentwicklungskonzept ist ein ideales Instrument, um mit Politik, Bürgern und Verwaltung gleichermaßen in den Dialog zu treten. So hat man dann mindestens für die kommenden 15 Jahre eine Strategie und weiß, wo man mit der Entwicklung der Stadt hin will. Das ist in der Regel ein gemeinsam getragener Prozess.