Tostedter Samtgemeinderat entscheidet im September über 2,5 Millionen-Projekt. Seit Februar wird über den Neubau beraten.

Tostedt. Peter Dörsam deutet auf den historischen Weg zwischen der Töste und der Dieckhofstraße in Tostedt. Dieser werde abgeschnitten, sagt der Ortsverbandsvorstand der Grünen in Tostedt. Die Spielgeräte und die beiden Bolzplätze würden ebenfalls verschwinden. Auf dem Gründstück der Samtgemeinde soll zwischen Jugendzentrum, Turnhalle und Grundschule eine knapp 2,5 Millionen Euro teure Kindertagesstätte gebaut werden. Die Grünen wehren sich gegen den Neubau, im zuständigen Fachausschuss wurden sie jedoch bereits überstimmt.

Seit Februar dieses Jahres wird in Tostedt über das Millionen-Projekt beraten. Geplant sind 60 Kindergartenplätze und 30 Krippenplätze. Das freut die Grünen zumindest teilweise. "Der Bedarf an Krippenplätzen ist ohne Zweifel da", sagt Dörsam. Ab dem 1. August 2013 hat jedes Kind zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. "Wir rechnen damit, dass fast 240 zusätzliche Plätze benötigt werden", sagt Tostedts Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann. Das wären zwischen elf und 15 neue Krippengruppen.

Derzeit gibt es fünf Krippengruppen mit 75 Plätzen. Bereits beschlossen ist ein Anbau eines Krippengebäudes für zwei Gruppen an den Kindergarten an der Straße "Am Stocken". Weiterhin geplant ist ein An- und Umbau beim Kindergarten an der Triftstraße. Krippenplätze werden gebraucht. Aber: "Wir sehen keinen Bedarf an Kindergartenplätzen", sagt Dörsam.

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Die Grünen schlagen deshalb vor, Krippengruppen in den Orten außerhalb von Tostedt beispielsweise in Heidenau oder in Todtglüsigen oder eine gemeinsame in Handeloh und Welle zu schaffen. "In Tostedt ist die höchste Nachfrage", sagt Verwaltungschef Bostelmann. Doch warum werden dann nicht nur Krippenplätze gebaut? Laut Bostelmann sei dieser Schritt "unlogisch". Viele Familien mit einem Kind im Krippenalter hätten auch ein Kind im Kindergartenalter. Außerdem müssten die Kinder den Standort wechseln, wenn die Krippenzeit vorbei ist.

Die Samtgemeinde hat sich für das Grundstück an der Dieckhofstraße entschieden, weil es laut Bürgermeister Bostelmann neben Grundschule, Turnhalle und Jugendzentrum geeignet sei. Außerdem befindet sich das Grundstück bereits im Besitz der Kommune. Die Tostedter Grünen sind mit der Standortwahl nicht einverstanden.

Zunächst kritisieren sie die enge Bebauung mit einem Abstand von sechs Metern zum Jugendzentrum. Diese würden künftig vom Café-Bereich direkt gegen die Wand des zweigeschossigen Neubaus schauen. Außerdem würde ein Weg aus dem Jahr 1880 gekappt, der das Tostedter Zentrum mit der Dieckhofstraße verbindet. Dafür wird es allerdings einen alternativen Weg geben. Dieser sei nach Ansicht der Grünen aber weit weniger attraktiv.

Zudem würde mit dem Neubau die Außenfläche für die Schulkinder und die Kinder und Jugendlichen vom Jugendzentrum "unnötig eingeschränkt", sagt Waldemar Hindersin, Mitglied der Grünen-Fraktion im Tostedter Samtgemeinderat. Es gebe laut Hindersin keinen andere vergleichbare Bewegungsfläche in Tostedt. Ein weiterer negativer Aspekt sei nach Ansicht der Grünen, dass der geplante Parkplatz bis ans Bachbett der Töste heranreicht.

Im zuständigen Jugendausschuss unterlagen die Grünen gegen die Neubau-Befürworter mit 7:1-Stimmen. Die endgültige Entscheidung trifft der Samtgemeinderat am 11. September. Bis dahin wollen die Grünen weiter informieren und ihre Argumente an die Bürger weitergeben. Sie haben auch schon an einen Flyer gedacht, der an die Haushalte verteilt wird. "Doch die Zeit ist knapp", sagt Hindersin. Bis zum 10. September liegen die Planunterlagen öffentlich im Tostedter Rathaus aus. Die Grünen raten Anwohnern, eventuelle Einwände zu formulieren.