Armin Fendel aus Lüneburg ist seit Jahren vom Geocaching-Virus gepackt. Moderne Schatzsuche mit dem GPS-Gerät wird zum Hobby.

Lüneburg. Das hat Armin Fendel gar nicht gern: Wenn jemand sein Versteck beschädigt, klaut oder zu auffällig nach dem Verborgenen sucht, sodass die Menschen, die sich zufällig in der Nähe aufhalten, davon etwas mitbekommen. "Das sind meistens Anfängerfehler. Aber die muss ich dann ausbaden", sagt Armin Fendel. Das heißt: Er muss dann den so genannten Cache reparieren, ersetzen oder gar ganz aufgeben. Sein Cache "Neodym 5 - Spaziergang zum Kurpark" ist zum Beispiel nicht mehr das, was es mal war. Der 55-Jährige, ganz in schwarz gekleidet und seine dunklen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, steht im Lüneburger Kurpark, und präsentiert sein Versteck "Neodym 5", das in Augenhöhe an einem Baum angebracht ist.

Armin Fendel macht das, was früher Aufgabe von Papa oder Mama auf Kindergeburtstagen war: Er versteckt kleine Schätze und haucht damit der tot geglaubten Schnitzeljagd wieder Leben ein. Seine Verstecke gilt es dann mit Hilfe eines GPS-Geräts zu finden. Wer dabei erfolgreich war, darf sich in das Logbuch eintragen, das Armin Fendel in die versteckten Behälter legt.

Für solche, die lieber in Gesellschaft auf die Suche gehen, führt der Umweltschutztechniker regelmäßig elektronische Schnitzeljagden in Lüneburg im Auftrag des Geschwister-Scholl-Hauses durch. Oft geht es in den Kurpark, dorthin, wo seine eigenen Verstecke liegen. Es ist eigentlich eine locker-leichte Sache, es geht ums Verstecken und Finden, kurz: um ein Vergnügen namens Geocaching. Aber wie es so ist bei Hobbys - ist der Ehrgeiz erst einmal entfacht, wird es ernst.

Armin Fendels Ziel ist, irgendwann den Kurpark sein Eigen nennen zu können. Dort hat er schon acht Verstecke untergebracht. Nur ein Cache gehört einem anderen. "Sonst würde mir der Kurpark allein gehören", sagt Armin Fendel. Das zeigt, wie sehr ihm seine Caches am Herzen liegen.

Umso mehr ärgert es den 55-Jährigen aus Lüneburg, wenn jemand sein Versteck so verändert, dass die nächsten Sucher leichtes Spiel haben. Armin Fendel fährt mit seiner Hand über die Baumrinde und zeigt auf eine Stelle, an der einmal eine Rinde den Cache "Neodym 5" verdeckte. Nun ist die Rinde weg. "Dass jemand etwas mitgenommen hat, was schwer zu ersetzen ist, hat mich schon geärgert", sagt Armin Fendel. Er hat noch mehr Gründe, sich zu empören: Über Kinder, die seine Schleichtier-Eidechse mitnahmen. Über Spaziergänger, die ein Schneckenhäuschen nicht da ließen, wo es war. Lasten, die Verstecker zu tragen haben. 2004 ist Armin Fendel zum ersten Mal auf Geocaching gestoßen. Ein befreundeter Funkamateur nahm ihn mit zu so genannten lost-places-caches - Verstecke, die beispielsweise in alte Fabrikanlagen lockten. Schon war er infiziert vom Geocaching-Virus und ist heute so etwas wie ein Profi. Mal abgesehen vom üblichen GPS-Gerät macht er sich mit Teleskop, Taschenmesser, Pinzette, Zahnarztspiegel und Taschenlampe auf die Pirsch.

Eine stattliche Ausrüstung gemessen daran, dass es am Ende nicht einmal etwas zu gewinnen gibt. "Der eigentliche Antrieb ist die Zahl der gehobenen Caches", sagt Armin Fendel. Mitte 2005 hat er zum ersten Mal etwas selbst versteckt - im Lüneburger Tiergarten. Das Versteck existiert inzwischen nicht mehr, dafür gibt es zwölf andere. Der Mann aus Lüneburg ist ein Tüftler und befestigt seine Behälter, in denen das Logbuch steckt, in der Regel mit Hilfe von Magneten. Daher tragen sie alle den Namen Neodym nach der Metalllegierung, die zur Herstellung starker Magneten benutzt wird.

+++ Ein preiswertes Hobby +++

Weil Armin Fendel weiß, dass besonders Kinder und Jugendliche mit Geocaching zum Herummarschieren im Freien angeregt werden, versucht er,mit seinen Verstecken auf regionale historische Episoden hinzuweisen. Mit "Neodym 10" spielt er beispielsweise darauf an, dass der allererste Kriegsverbrecherprozess, der so genannte "Bergen-Belsen-Prozess", in der Lüneburger Lindenstraße stattfand. "Ich will damit zeigen, dass die Nationalsozialisten in Lüneburg präsent waren, damit der Holocaust bei den Jugendlichen nicht in Vergessenheit gerät", sagt er.

Armin Fendel macht es den Suchern im Kurpark nicht besonders schwer. Man muss weder knifflige Rätsel lösen, noch eine Taucher- oder eine Kletterausrüstung mitbringen, um seine Verstecke aufspüren zu können. Auf der Internetseite www.geocaching.com , auf der er die Koordinaten seiner Verstecke veröffentlicht, vergibt er von fünf Sternen nie mehr als drei Sterne dafür, wie schwierig es ist, das Versteck zu finden und wie mühsam das Gelände ist.

Die Herausforderung bei seinen Caches ist, dass sie oft im Wald liegen und das GPS-Gerät dadurch nur ungenaue Angaben macht und seine Behälter leicht zu übersehen sind. Er benutzt meistens Petlings, Rohlinge einer Kunststoffflasche, und Nanos, eine Mini-Dose, in etwa so groß wie ein Fingerhut. Obendrein liegen die Caches dort, wo viele "Muggels" vorbeikommen - Menschen, die mit Geocaching nichts zu tun haben, zum Beispiel Spaziergänger, Fahrradfahrer oder Jogger. Das macht es den Suchenden schwer, eines der obersten Gebote zu befolgen: Sich beim Heben des Verstecks nicht erwischen zu lassen, um zu vermeiden, dass die Caches entfernt werden.

Wozu aber die ganze Mühe? Simple Antwort: Es ist Balsam für das Ego. "Wenn ich Lüneburgern neue Ecken zeigen kann und die Sucher mein Versteck witzig und gut gemacht finden", sagt Armin Fendel, "ist das nur schön."