Mit Partnerschaftsmodell plant Stadt, Grundstückseigentümer zum Teilverkauf zu bewegen

Winsen. Die Stadt Winsen will weiter wachsen und Neubürger mit günstigem Bauland anlocken. Im Rathaus werde über die Entwicklung neuer Wohngebiete nachgedacht, sagt Stadtsprecher Theodor Peters. Im Blick dafür habe die Stadt Grundstücke, die bereits im Flächennutzungsplan dargestellt sind.

Die 250 Eigentümer dieser infrage kommenden Grundstücke haben deshalb nun Post erhalten. In den Schreiben bekundet die Stadt ihr Interesse am Kauf der Flächen. Dieser soll wenn möglich nach einem speziellen Winsener Modell ablaufen, das sich laut Peters bewährt hat.

Das städtische Partnerschaftsmodell fußt auf dem Ansatz, alle Eigentümer, die Flächen in einem für die Stadt interessanten Gebiet besitzen, gleich zu behandeln. "Die mit der Planung eines neuen Baugebiets verbundenen Belastungen und die sich daraus ergebenden Begünstigungen sollen gerecht verteilt werden", sagt Peters. Winsen hat nach diesem Modell seit 1996 bereits mehrere Baugebiete auf privaten Flächen entwickelt.

Das Modell sieht vor, dass die Eigentümer die Hälfte ihrer Bauflächen zu einem festgelegten Preis an die Stadt verkaufen und als Ausgleich höherwertige Grundstücke erhalten. Der Preis beträgt 25 Prozent des aktuellen Bodenrichtwertes für unerschlossenes Bauland. Zur Berechung der Nettogrundstücksgröße werden von der gesamten Fläche zuvor eventuelle Verkehrswege, Grünflächen und Wasserflächen abgezogen und der Stadt unentgeltlich übertragen.

Über die andere Hälfte ihrer Grundstücke können die Eigentümer frei verfügen. Das erschlossene Bauland können sie selbst bebauen oder zu frei wählbaren Konditionen verkaufen. Der Vertrag, den die Stadt mit allen Eigentümern schließe, mache den Vorgang transparent und gerecht, sagt Peters. Durch die individuellen Verhandlungen habe die Stadt die Möglichkeit, vieles auf kurzem Wege zu regeln und Detailprobleme auszugleichen. Voraussetzung für das Partnerschaftsmodell sei jedoch, dass alle Grundstücke in einem möglichen Neubaugebiet zur Verfügung gestellt würden.

Die Stadt übernimmt in diesem Fall die Vermessung, die Grunderwerbssteuer und Vertragskosten. Dafür erhält sie Baugrundstücke, die sie laut Peters vor allem jungen Familien aus Winsen zu besonderen Konditionen anbieten will. "Für die Vergabe der Baugrundstücke hat die Stadt einen Punktekatalog entwickelt, der vor allem soziale Aspekte beinhaltet", sagt der Rathaussprecher. Alternativ könnte die Stadt alle Flächen selbst aufkaufen und überplanen oder einen privaten Investor damit beauftragen.

Winsens Bürgermeister André Wiese (CDU) hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Kreisstadt besonders familienfreundlich zu machen. Dazu gehört auch der gewollte Zuzug und das Werben um junge Familien. Zurzeit wird der Ausbau des Kinderbetreuungsangebots kräftig vorangetrieben. In einem Jahr, wenn der entsprechende Rechtsanspruch gilt, sollen alle Eltern, die dies wünschen, einen Krippenplatz für ihr Kleinkind bekommen.