Eine Glosse von Johanna R. Wöhlke

Ja, ich sitze gern vor dem Fernseher in dieser Zeit und schaue mir die Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen an. Das ist so Tradition wie für viele andere auch. Jedoch war ich dabei selten so verärgert wie jetzt.

Das liegt daran, dass ich immer wieder den "wahren Geist der Sportlichkeit" suche und ihn nicht finde. Mein Fehler liegt wohl darin, dass ich ihn dort suche, wo er nie zu finden ist: auf der Seite der Goldmedaille, des Medaillenspiegels und der Vergötterung des Leistungswillens.

Dafür bin ich auf dem Weg, nun die "gescheiterte" Schwimmerin und Goldmedaillengewinnerin vergangener Zeiten zu vergöttern: Britta Steffen. Genial wie sie sich verhielt und argumentierte, als sie verloren hatte: reif, souverän und gar nicht weinend und verzweifelt ob der nicht erreichten Ziele. Das hätte ich sehr gern gewürdigt gesehen. Aber weit gefehlt.

Genau dieses olympische Verhalten machte ihr eine ehemalige Schwimmkollegin, die nun als Sportmoderatorin dabei war, zum Vorwurf. Das sei nicht zu verstehen. Zu versagen, die Erwartungen nicht erfüllen und dann - noch lächeln können und entspannt tun. Da müsse man sich fragen, ob genügend Leistungswillen an den Tag gelegt wurde, um auf die vorderen Ränge zu schwimmen.

Ich bin mir ganz sicher, wer da unentspannt war, und nehme die tolle Britta Steffen für mich mit: als Goldmedaillengewinnerin in Sachen "Geist der Sportlichkeit 2012".