Schulvertreter und Vereine bauen Umwelt- und Wassersportzentrum am Neuländer See. Kosten haben sich auf 900.000 Euro verdoppelt.

Harburg. Versteckt hinter Büschen und abgeschirmt durch Zäune wächst derzeit am Neuländer Baggersee ein von einer Schule und Vereinen getragenes Gemeinschaftsprojekt heran, das in seiner Art einmalig in Deutschland sein dürfte. "Umwelt- und Wassersportzentrum" lautet die offizielle Bezeichnung. Ein Teil der Einrichtung wird auch als "Grünes Klassenzimmer" bezeichnet.

Das Bauvorhaben soll kommendes Frühjahr fertiggestellt sein. Kaum zu glauben, wird es doch schon seit mehr als zehn Jahren vorbereitet. Die geplanten Kosten haben sich im Laufe der Zeit von ursprünglich 450 000 Euro auf inzwischen 900 000 Euro verdoppelt.

"Es wird noch weiteres Geld aus den Vereinskassen fließen müssen, um den Innenausbau fertigstellen zu können und um die Räume einzurichten", sagt Manfred Müller, zweiter Vorsitzender der Umwelt- und Wassersportgemeinschaft Neuländer See. Vor gut acht Jahren war die Wassersportgemeinschaft gegründet worden, um gegenüber Behörden handlungsfähig zu werden und die zu Papier gebrachten Ideen in die Tat umsetzen zu können. "Ja, das hat lange gedauert", sagt Sören Schumacher, ebenfalls Vorstandsmitglied der Gemeinschaft, "aber um hier am See, im Landschaftsschutzgebiet, überhaupt etwas bauen zu dürfen, sind viele Gesetze zu berücksichtigen, und das Bezirksamt wacht penibel darüber, dass die Auflagen eingehalten werden. Leider wird nach Prüfung von Anträgen immer nur gesagt, dass der Antrag so nicht genehmigungsfähig ist. Es wird aber leider nicht gesagt, in welcher Form der Antrag genehmigungsfähig wäre. So etwas führt zwangsläufig zu zeitlicher Verzögerung."

Fast vierzig Jahre lang, von 1960 bis 2000, hat die Firma Neuland Beton im Gebiet von Neuland/Gut Moor den im Urstromtal der Elbe liegenden Kies abgebaut. Das Baggern hatte Folgen. Es entstand - nach der Außenalster - Hamburgs zweitgrößte Wasserfläche, etwa 48 Hektar: 952 Meter lang, 510 Meter breit. Bis in 20 Meter Tiefe wurde gebaggert. Und schon früh gab es Menschen, die sich für den gewerblich genutzten Baggersee interessierten. Zuerst war der fast 600 Mitglieder zählende Angelsportverein Hamburg-Wilhelmsburg zur Stelle, der das entstehende Gewässer bereits 1960 pachtete.

Auch die gut 80 Segler der 1981 gegründeten Seglervereinigung Sinstorf, Bio- und Sportlehrer (Rudern, Kanu) Michael Mahnke-Iwe vom Immanuel-Kant-Gymnasium und der Hamburger Tauchsportbund wollten den Baggerteich nutzen, sobald der Kiesabbau beendet ist. Seit mehr als zehn Jahren wird nicht mehr gebaggert, und die Nutzungsinteressenten setzten sich an einen Tisch, um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. "Es hätte keinen Sinn gemacht, wenn wir als Angelsportler niemanden neben uns geduldet hätten", sagt Manfred Müller, der auch Vorstandsmitglied des Angelsportvereins ist. So sind Sören Schumacher, zweiter Vorsitzender der Seglervereinigung und seine 80 Segler sowie Bio- und Sportlehrer Michael Mahnke-Iwe mit dem Ruder- und Kanu-Schulsport auch im Bunde der Umwelt- und Wassersportgemeinschaft. Der Tauchsportbund hatte sich schon nach kurzer Zeit aus dem Projekt in Neuland zurückgezogen.

Nachdem am Westufer des Baggersees, das an das Gewerbegebiet am Großmoorbogen grenzt, 1993 von Peter Schattenfroh und seinem Partner Peter Vogt eine Wasserskianlage eröffnet worden war und der Bezirk einen Wanderweg und eine Liegewiese am Seeufer anlegte, blieb für das Projekt der Umwelt- und Wassersportgemeinschaft noch ein Flecken Erde übrig, der es sprichwörtlich in sich hat. Das Freigelände war im Laufe der Jahrzehnte am nördlichen Seeufer durch abgekippte Betonreste entstanden, hat die Form einer Halbinsel und erinnert über der Wasserkante an schroffen Fels an der Mittelmeerküste.

Auf der Betonhalbinsel war zur Begrünung eine Erdschicht von etwa 30 Zentimetern aufgetragen worden. "Wir sollten vor Baubeginn das Gelände auf Kampfmittel sondieren lassen", sagt Sönke Schumacher, der auch Abgeordneter der SPD in der Bürgerschaft ist, "glücklicherweise konnte mit Luftbildern belegt werden, dass das Gelände keine Verdachtsfläche sein kann." So wurde Anfang des Jahres mit dem Bau des Umwelt- und Wassersportzentrums begonnen. Die notwendigen 900 000 Euro sind von Schulbehörde, Innenbehörde/Sportamt, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Bezirksversammlung Harburg und letztlich mit Vereinsbeiträgen sichergestellt. Inzwischen sind bereits Fundamente für zwei Bootsstege fertiggestellt, eine Boothalle steht kurz vor ihrer Vollendung. Zu erkennen sind die Fundamente für Vereinshäuser der Segler und Angler, für das "Grüne Klassenzimmer" und für Umkleide- und Sanitärgebäude. Schulen sollen ab Frühjahr 2013 den Raum am See für Fächer von Kunst bis Naturwissenschaft nutzen können.