Umweltprobleme bei der Gewinnung von Lithium für Akkus

Lüneburg. Forscher der Leuphana Universität Lüneburg, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Schweizer Forschungseinrichtung Empa haben eine Ökobilanz für Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb gezogen. Das Elektroauto gilt bisher als vielversprechendes Mittel im Kampf gegen den Treibhaus-Effekt. Allerdings verursacht seine massenhafte Produktion Umweltprobleme, denn in den Hochleistungs-Akkus der Elektroautos steckt Lithium, ein seltenes Metall.

"Wir laufen da möglicherweise in ein massives Ressourcen-Problem", erläutert Professor Daniel Lang von der Leuphana Universität Lüneburg. "Elektrofahrzeuge benötigen Hochleistungsakkus. Die enthalten unter anderem Lithium, einen nur begrenzt verfügbaren Rohstoff."

Derzeit wird Lithium vor allem aus Salzseen extrahiert, dies geschieht beispielsweise in der Atacama-Wüste in Chile. 2010 betrug die weltweite Produktion von Lithium 30 000 Tonnen. In den nächsten Jahren werde sich die Nachfrage sprunghaft erhöhen, sagen die Forscher: Der Akku eines einzigen Elektroautos enthält nach dem heutigen Stand der Technik zwölf Kilogramm Lithium. Schon in zehn Jahren könne die jährliche Nachfrage bei mehr als 100 000 Tonnen jährlich liegen.

Auch Meerwasser enthält Lithium. Weil das Metall darin aber nur in Spuren vorkommt, ist die Gewinnung energieaufwändig und teuer. "Doch selbst dieser Weg könnte ökologisch gesehen noch sinnvoll sein", sagt Lang. Das gilt jedoch nur dann, wenn die Elektroautos vorwiegend mit regenerativer Energie gespeist werden. Nur in diesem Fall helfen die Elektrofahrzeuge, den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid drastisch zu mindern und die Nachteile der umweltschädigenden Gewinnung von Lithium aufzuwiegen.

Die Umweltbilanz des Elektroautos ist also keineswegs ohne Makel, sagen die Deutschen und Schweizer Autoren der im "Journal of Cleaner Production" erschienen Studie. Allerdings schneiden die Konkurrenten des Elektroautos im Vergleich noch schlechter ab als das Elektrofahrzeug: das gilt zum Beispiel für den Betrieb der herkömmlichen Benziner mit Kraftstoff aus Bioethanol. Ursprünglich wurde der Brennstoff aus nachwachsenden Rohstoffen als besonders klimafreundlich geschätzt. Doch der massenhafte Anbau von Pflanzen, die zum "Öko"-Treibstoff Bioethanol vergoren werden, schadet der Umwelt, unter anderem durch den Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln oder durch die Rodung der Regenwälder. Professor Lang rät auf derzeitigem Stand der Erkenntnisse dennoch davon ab, vorschnell auf Elektromobilität zu setzen. Es sei erforderlich, die Auswirkungen der neuen Technologie durch weitere Untersuchungen zu erforschen, bevor das Elektroauto sich flächendeckend durchsetzt.