Der Bezirk Harburg zeichnet Dorit Wilhelm und Irmfrid Rosenow beim Süderelbeempfang aus

Hausbruch. Wenn das kein Glück bringt: Kaum hatte Dorit Wilhelm, 78, den silbernen Taler empfangen, da fiel er aus der Schatulle und kullerte über den Boden des Festsaals im Landhaus Jägerhof. Zwei Neugrabener haben am Freitagabend beim Süderelbeempfang der Bezirksversammlung und des Bezirksamtes Harburg den "Süderelbe-Thaler 2010" für besondere Verdienste um das Gemeinwohl in Süderelbe erhalten: Dorit Wilhelm, die ehrenamtliche Leiterin des AWO Seniorentreffs, und der Vorsitzende des Bürgervereins Süderelbe, Irmfrid Rosenow, 74.

Für Dorit Wilhelm und Irmfrid Rosenow gab es eine Laudatio auf Platt

"Ich habe nie gedacht, dass ich dieses Amt so lange ausüben würde", sagt Dorit Wilhelm nach der Preisverleihung. Seit 16 Jahren nun leitet sie den Seniorentreff am Neugrabener Markt. "Ich mache im Seniorentreff eigentlich alles", sagt Dorit Wilhelm, "ich organisiere die Vorträge und Sketche und alle vier Wochen eine Tagesfahrt."

15 Jahre lang hat Dorit Wilhelm jedes Jahr drei Reisen für die Senioren ausgearbeitet. "Das wird jetzt aber wegen Teilnehmermangel wegfallen. Es kommen leider immer weniger jüngere Senioren zu uns in den Treff. Die Senioren heute haben viele eigene Interessen." Dabei bietet der Neugrabener Seniorentreff viele interessante Dinge an: Es gibt Englischkurse, Damen-Gymnastik und Kaffeetrinken mit Unterhaltung. "Die meisten Leute, die zu uns kommen, wollen klönen und jemand kennen lernen", sagt Dorit Wilhelm. "Manche Freundschaften werden auch zu Hause fortgeführt."

Der Pastor im Ruhestand Hans Gerdts hielt eine humorvolle Rede und gab der engagierten Neugrabenerin auf Plattdeutsch mit auf den Weg: Sie sei "een Minsch, een Froonsminsch mutt ik seggen, de sorgt un kümmert sik an alle Ecken: denn mutt ne Uttfahrt se organeseern, denn wöllt bi'n Spelen se wat Nees probeern, und denn is Wanderdag un se, se geiht vöran un ehr Bispill, dat stickt noch mehr Lüüd an."

Irmfrid Rosenow erhielt den Süderelbe-Thaler für sein Engagement im Bürgerverein Süderelbe, dem er jetzt seit zehn Jahren vorsteht. "Wir wollen den Bürgern ein vielschichtiges Bild von Süderelbe vermitteln", sagte der Ausgezeichnete. "Wir kümmern uns um die Geschehnisse vor Ort und um die Betriebe, die hier angesiedelt sind." So besuchte der Bürgerverein das Briefzentrum, den Terminal Altenwerder und Airbus in Finkenwerder. Aber es gibt auch weitere Reisen: zum Tageabbau in die Lausitz, nach Guben an die Oder, zum Solarkraftwerk nach Espenhain in Brandenburg, zur Meyer Werft nach Papenburg oder zum Transrapid ins Emsland.

Pastor Hans Gerdts lobte Irmfrid Rosenow auf Plattdeutsch: "man jedesmal is he dorbi und steiht nich an die Siet, dordörch höllt he sein Lüüd tohoop und hett för jedeen Tiet. He kümmert sik üm düt un da tun sorgt, dat allns löppt glatt. Un dat wi den Verein hier hebbt, is goot für unse Stadt."

Hans-Ulrich Klose sprach über die große und die kleine Politik

Achim Gerdts, der Regionalbeauftragte Süderelbe, erinnerte daran, dass der Regionalausschuss Süderelbe "konstruktiv und zielführend zusammenarbeitet - so wie wir es im Ortsauschuss gelernt haben". Der Leiter der Bezirksversammlung Harburg, Michael Hagedorn, sagte, "der Wert des Ehrenamtes ist nicht hoch genug einzuschätzen- ohne Ehrenamt würde unser System nicht funktionieren. Er lobte die "die sehr fleißige Bezirksversammlung Harburg, die es zur Hälfte der Amtsperiode auf tausend Drucksachen gebracht hat".

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (CDU) sagte in Hinblick auf den Winterräumdienst und die vielen Schlaglöcher auf den Straßen im Süderelberaum: "Das System in der Hamburger Verwaltung ist, wir hoffen auf einen milden Winter. Das ist kein Ruhmesblatt, das hier abgeliefert wurde."

Der Bezirksamt Harburg, so Meinberg, müsse in diesem Jahr 1,2 Millionen Euro einsparen. "Ich muss für Harburg rund 20 Stellen einsparen. Wir wollen das sozialverträglich machen." Die Ortszentren Neugraben und Neuwiedenthal sollen aufgewertet werden, so Meinberg, allein für Neuwiedenthal stünden 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. Der erste Spatenstich für das Bildungs- und Gemeinschaftszentrum im Neugrabener Neubaugebiet findet am 7. Juli statt. Die Halle, die bis zu 2500 Zuschauer fassen wird, soll 27 Millionen Euro kosten.

Der ehemalige Erste Bürgermeister, der Bundestagsabgeordnete Hans- Ulrich Klose (SPD), sprach als Festredner auch über die "kleine" Politik: "Wir erlauben uns den Luxus, nicht alle Kinder optimal auszubilden. Kinder aus bildungsfernen Familien und Familien mit Migrationshintergrund werden die Benachteiligten von morgen sein, wenn sie nicht optimal ausgebildet werden."