In Harburg und seinen Ortsteilen liegen 150 Stolpersteine. Sie erinnern an Menschen, die von Nazis ausgegrenzt, deportiert und ermordet wurden. Wer einen Stolperstein passiert, geht an einem Leben vorbei, das aus Intoleranz und Unmenschlichkeit ausgelöscht wurde.

Es warten noch viele Stolpersteine für die Opfer der Nazi-Unmenschen. Das Bezirksamt Harburg zählte vor zwölf Jahren 272 Juden, politisch Verfolgte sowie Roma und Sinti, die im Bezirk Harburg einschließlich Wilhelmsburg während der Diktatur Adolf Hitlers umkamen. Eine Patenschaft für einen Stolperstein kostet 120 Euro. Wer einen Stolperstein stiftet, der sorgt dafür, dass Unrecht und Barbarei unvergessen bleiben.

Stolpersteine stiften Leben. Wenn sie verlegt werden, kommen Angehörige aus der ganzen Welt nach Hamburg. Sie sprechen mit den Historikern, die das Leben ihrer Ahnen erforscht haben. Sie sprechen mit den Stiftern. Sie sprechen mit Jungen und Alten über ihre eigenen Erfahrungen und über den sinnlosen Tod ihrer Eltern, Schwestern, Brüder, Onkel und Tanten.

In Neugraben traf ich einmal die Israelin Edith Kraus, geboren in Prag. Tränen schossen der Dame in die Augen, als der Künstler Gunter Demnig den Stolperstein für ihre Mutter im Fußweg verlegte. Die Mutter starb im KZ Bergen-Belsen. Mutter und Tochter waren fünf Monate im KZ-Außenlager Neugraben interniert, als Zwangsarbeiterinnen. Edith Kraus traf Dr. Mengele in Auschwitz. Sie musste mit nacktem Oberkörper vor ihm defilieren, ihre Nummer sagen, Alter und den Beruf. Edith Kraus hatte die Nummer 73 305. Sie hat mir ihre Tätowierung auf dem Unterarm gezeigt. Wir haben uns umarmt. Das Stolpersteinprojekt stiftet Frieden, Verständnis und Miteinander.