Stefan Schostock, Fraktionschef im Landtag, diskutierte mit Bürgern über Wirtschaft im Wandel

Lüneburg. Das wichtigste Großprojekt für die Bauwirtschaft in Nordostniedersachsen, die Autobahn 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg, steht auch bei einer möglichen Übernahme der Regierungsverantwortung durch die Sozialdemokraten im kommenden Jahr nicht zur Disposition.

"Wir haben die geplante Autobahn immer mit Entschließungsanträgen im Parlament begleitet", sagt Stefan Schostock, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, auf Anfrage des Hamburger Abendblatts. "Wir wollen die Logistikprobleme im Süden der Metropolregion Hamburg durch integrierte Netze von Straßen und Schienen, Wasser- und Lufttransport lösen." Die A 39 sei ein Teil dieses Plans.

Auf welchen programmatischen Füßen die Forderungen der regionalen Wirtschaftspolitik stehen sollen, diskutierte Schostock am Freitagabend mit Sozialdemokraten in Lüneburg. "Dialog Wirtschaft: Niedersachsens Wirtschaft im Wandel" war der Titel der Veranstaltung mit etwa 30 Gästen.

"Was für eine Wirtschaft wollen wir überhaupt und wem soll sie dienen?", fragte Co-Referent Alexander Pfannenberg. Der Gründer und Koordinator des Arbeitskreises Wirtschaftspolitik Lüneburg gab die Antwort selbst. "Die Wirtschaft ist zunächst einmal für die Menschen da", sagte Pfannenberg. "Sie muss demokratisch reguliert sein und darf nicht von der Elite der Finanzbranche in Gefahr gebracht werden."

Damit die sogenannte Energiewende auch landesweit Impulse für Wirtschaftswachstum setzen kann, muss nach Meinung von Oppositionsführer Schostock dringend der Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen beseitigt werden. "Nachwuchssorgen haben nicht nur Handwerksbetriebe in Niedersachsen, sondern zunehmend auch Industriebetriebe." Dadurch sinke die Innovationskraft der Unternehmen.

"Die Ausgaben für Bildung sind der Schlüssel für mehr Wachstum", sagte Schostock. Er hält den vom amtierenden Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) für 2017 angekündigten Ausgleich des Landeshaushalts für unsinnig. "Finanzpolitik sollte sich immer am gesellschaftlichen Bedarf und nicht an starre Vorgaben orientieren", sagte er. "In Niedersachsen gibt es aktuell zum Beispiel viel mehr Abiturienten als Erstsemester." Das deute auf attraktivere Studienbedingungen in anderen Bundesländern hin.

"Um die Situation an den Universitäten zu verbessern, hat die SPD-Fraktion deshalb eine Gesetzesinitiative zur Reform der Ausbildung von Lehrern auf den Weg gebracht", sagte Schostock. Zudem spricht sich die SPD für die Abschaffung von Studiengebühren in Niedersachsen aus.