1400 Teilnehmer des Kreiszeltlagers der Feuerwehr in Lüllau erleben eine Woche lang Gemeinschaft - und essen 6,3 Tonnen Melonen.

Jesteburg. Wenn um 6.45 Uhr der Weckruf über den Platz schallt, beginnt in der Lüllauer Zeltstadt hektische Betriebsamkeit. 1400 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus 180 Zelten, die auf einmal in die Duschen und Waschräume wollen - ob das wohl funktioniert? Da kann man fast von Glück sagen, dass die Camper keine gewöhnlichen Camper sind, sondern Mitglieder von 85 Jugendfeuerwehren des Landkreises Harburg und demzufolge an geordnetes Anrücken gewöhnt. Nacheinander gehen sie zu den weißen Containern hinüber - heute Morgen zum letzten Mal, denn nur noch bis zum frühen Nachmittag verbringen sie im Jesteburger Ortsteil das alle zwei Jahre stattfindende Kreiszeltlager.

Und das besteht als eigenes Dorf im Dorf zunächst einmal aus eindrucksvollen Zahlen. Wie Kreisjugendfeuerwehrwart und Zeltlager-Leiter Detlef Schröder erklärt, kommen jeden Morgen 3000 Brötchen auf den Tisch, wurden bisher 6,3 Tonnen Melonen verdrückt, und am Mittwoch musste das Küchenteam zum Besuchstag von Eltern und Verwandten für 4000 zusätzliche Gäste 5000 Hotdogs herstellen. Organisation, das wird schnell klar, ist bei diesem Pensum alles. Dennoch betont Schröder, dass die Kinder und Jugendlichen beim Zelten vor allem drei Dinge erleben sollen: Neue Freunde finden, spielen und ganz viel Spaß haben.

Dass das einwöchige Lager dieses Ziel tatsächlich erfüllt, wird bei einem Rundgang über das 7,5 Hektar große Areal am Ortsausgang in Richtung Buchholz offensichtlich. Auf den Sportplätzen spielen die Jugendlichen mit vollem Einsatz Fußball, Völkerball, Frisbee oder Brennball, während sie beim Spiel ohne Grenzen auf dem Zeltplatz beim Kopfüber-Dosenwerfen, Eimer-Memory oder Schwamm-Laufen ihre Kräfte messen. Der Sieger wird heute Vormittag gekürt.

Wenn dann gegen 11 Uhr die tägliche erste aktive Phase vorbei ist, steht nach Mittagessen und Freizeit am Nachmittag Teil zwei an, bevor von 17.30 Uhr an das Abendessen beginnt. Nach einer kleinen Pause geht es dann hinein in das täglich wechselnde Abendprogramm aus Kino, Disco oder Wettkampf-Show à la "Schlag den Raab", bei der Detlef Schröder beispielsweise am vergangenen Sonntag als Raab-Ersatz herhalten musste.

Die Vielfalt der Erlebnisse, das Miteinander und der gute Zusammenhalt sind die Gründe, warum viele Jugendliche seit Jahren immer wieder zum Kreiszeltlager kommen, sei es in jungen Jahren als Teilnehmer oder später als Betreuer. "Hier ist es wie in einer kleinen Familie", sagt Lara aus Marxen. Die 20-Jährige ist, so wie ihr gleichaltriger Kumpel Stephan, seit zehn Jahren in der Feuerwehr und zum fünften Mal beim Kreiszeltlager dabei.

Gemeinsam mit den anderen jungen Feuerwehrleuten ihres Heimatortes sitzen sie am Tisch vor ihrem großen weißen Zelt und warten darauf, dass ihr Zug zum Mittagessen aufgerufen wird. Für Jonas, 12, und Malte, 11, ist das alles eine neue Erfahrung, denn die zwei nehmen zum allerersten Mal an einem Zeltlager teil. Malte ist sogar erst vor zwei Monaten in die Feuerwehr eingetreten. Zum zweiten oder dritten Mal dabei sind Tim, 12, Nele, 15, Marek, 14, Jannik, 14, und Janine, 15, die alle beim nächsten Zeltlager in zwei Jahren wieder mitmachen wollen und trotz ihres jungen Alters Feuerwehrleute mit Leib und Seele sind. "Unsere ganze Familie macht mit, da blieb mir gar keine andere Wahl", sagt Janine.

Wo genau das nächste Kreiszeltlager sein wird, kann Detlef Schröder noch nicht sagen. Sicher ist nur, dass es an irgendeinem anderen Ort im Landkreis sein wird, denn die Jugendlichen sollen bei jedem Zeltlager etwas Neues kennenlernen. Ebenfalls sicher ist, dass Schröder auch beim nächsten Mal auf den Stab an fleißigen Helfern angewiesen sein wird, die das Lager am Laufen halten. Neben den Betreuern sind das die Techniker, das Küchenteam um Küchenchef Bernd Meinschien oder das Cafeteria-Team, wo etwa Sigrid Behr seit mehr als 20 Jahren dabei ist. Sie alle unterstützen das Kreiszeltlager ehrenamtlich und nehmen extra Urlaub, um für die Kinder und Jugendlichen da zu sein.