Eine Glosse von Lena Thiele

Das Zeitfenster war kurz, doch es reichte für tiefe Einblicke in die Abgründe der deutschen Sommergarderobe. Nein, hier soll nicht die Rede sein von Männersandalen, Arschgeweih-Hotpants oder Bierbauch-Tanktops - alles bereits oft belächelt.

Aber es gibt ja noch so vieles mehr zu entdecken. Wenn schon beim Stoff gespart wird, darf das Muster gern üppiger ausfallen. Wie bei der Dame, die im eng anliegenden T-Shirt durch Harburg bummelte und auf deren Brust ein Mops mit rosa Schleife prangte. Oder der nicht mehr ganz junge Mann, der sich in sehr kurzen Hosen - von Hotpants mag man nicht sprechen - aufs Fahrrad schwang und mit wehendem Netzhemd losradelte.

Modekenner wissen, dass ein richtig gutes Outfit von den Schuhe abhängig ist. Die haben diesen Sommer gern Absätze, die an rohe Spaghetti erinnern, auf denen die Trägerin aber eher wie auf rohen Eiern stolziert. Und wer sich vom Modedruck befreien will, macht es wie der Geschäftsmann am Bahnhof: In Jeans und adrettem Hemd spazierte er barfuß in die S-Bahn - die Aktentasche unterm Arm.