Das Zukunftskonzept soll dem Ort im Kreis Harburg helfen, an die Spitze der lebenswerten Kulturgemeinden in der Metropolregion zu kommen.

Jesteburg. Das Leitbild steht fest. Jesteburg will zur unangefochtenen Kulturgemeinde in der Metropolregion Hamburg werden. Spätere Generationen sollen gern in dem beschaulichen Örtchen am Ufer der Seeve leben, die Gemeinde soll innovativ und lebendig sein. Vier Jahre ist es her, dass der Gemeinderat die Ziele des sogenannten Zukunftskonzepts Jesteburg 2020 beschlossen hat. Und mittlerweile ist es einen guten Schritt vorangegangen.

Vor Kurzem sind dem Jesteburger Gemeinderat die Ergebnisse der drei Bürger-Workshops präsentiert worden, die das Hamburger Büro Kontor 21 zu den Themen Ortsmitte, Kultur sowie Bildung und Familie moderiert hat. Über den Sommer wird das Büro, das vor allem auf nachhaltige Konzepte in der regionalen Entwicklung spezialisiert ist, nun die überarbeitete und um Bürgerwünsche ergänzte Fassung erstellen, damit der Rat nach der Sommerpause einen endgültigen Beschluss fassen kann. Dann wird klar sein, wie die Gemeinde den Prozess fortführt und welche Projekte konkret angegangen werden.

Einige zentrale Punkte stehen aber schon jetzt fest. So hat der Gemeinderat den Beschluss gefasst, dass die Gemeinde das Clementsche Grundstück an der Hauptstraße kaufen soll. 5400 Quadratmeter groß ist das Areal, auf dem ein baufälliges, denkmalgeschütztes Fachwerkhaus und weitere Wohngebäude stehen. Schon mehrfach hatte es so ausgesehen, als ob es für das Grundstück endlich vorangeht, doch immer verlief die Sache im Sande.

Jetzt gibt es bessere Nachrichten: "Die Verhandlungen laufen", sagt Jesteburgs Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper, der zugleich Gemeindedirektor von Jesteburg ist. Er nennt zwei Möglichkeiten, die den vom Eigentümer gewünschten "Verkauf aus einem Guss" garantieren. Entweder kauft die Gemeinde einen Teil der Fläche und der Investor den anderen Teil. Oder die Gemeinde kauft zunächst alles, um dann einen Teil an den Investor abzugeben. "Wichtig ist nur, dass es zeitgleich läuft."

Wie teuer das Grundstück sein wird, will Höper nicht öffentlich sagen. Wenn man aber von einem Bodenrichtwert von 190 Euro pro Quadratmeter ausgeht, kommt man schnell auf rund eine Million Euro. Ob das tatsächlich die Kaufsumme sein wird? Höper schweigt. Er nennt lediglich die Kosten von rund 500 000 Euro, die anfallen werden, um das baufällige Fachwerkhaus wieder instand zu setzen.

Nach dem Sommer sollte der Kauf des Grundstücks jedenfalls in Sack in Tüten sein, denn bis dahin soll ein Masterplan Ortsmitte vorliegen, der vor allem die Innenentwicklung des Ortes und seines dörflichen Charakters sichern soll. Die Planer - neben Kontor 21 sind das die WRS Architekten und Stadtplaner aus Hamburg - ermitteln derzeit die Grundlagen. "Nach den Ferien gibt es dann eine öffentliche Veranstaltung, zu der alle Bürger und Eigentümer eingeladen sind", sagt Höper.

Nicht zuletzt die Nutzung des Clementschen Grundstücks wird dann Thema sein, denn in den Workshops hatten sich die Bürger viele Gedanken gemacht, was aus dem Areal werden soll. Die Vorschläge gingen querbeet und reichten von möglichst wenig Nutzung wie etwa einem Park bis hin zu Wohnungen oder einem Gesundheitszentrum. In dem Fachwerkhaus könnten kleinere Geschäfte entstehen.

Was den kulturellen Bereich angeht, soll ein neu gebildeter runder Tisch für mehr Austausch unter den kulturellen Initiativen im Ort sorgen. Teilnehmer dieses Treffens ist auch der neue Vorstand des Vereins Kunstwoche Jesteburg, der sich Ende Mai nach langer Suche gefunden hatte. Dass mit Isa Maschewski eine engagierte neue Vorsitzende an der Vereinsspitze steht, ist wohl der Hauptgrund, warum die Stelle eines Kulturbeauftragten für den Ort wieder vom Tisch ist. Diesen Kulturbeauftragten hatten unter anderem die ehemaligen Vorsitzenden der Kunstwoche, Hans-Heinrich Aldag (CDU) und Hans-Jürgen Börner (SPD), gefordert und sich so mehr Professionalität im Kulturbetrieb gewünscht.

Das scheint nun kein Thema mehr zu sein, stattdessen setzt man auf die Arbeit des runden Tischs und den neuen Kulturetat. 30 000 Euro stelle die Gemeinde jährlich bereit, sagt Höper. "Hinzu kommt das Geld, das direkt an die Institutionen geht." Damit sind die insgesamt rund 60 000 Euro gemeint, die Vereine wie der Spielmannszug oder die Heimatpflege bekommen.

Darüber hinaus will die Gemeinde das Kunsthaus erwerben, um der Kunstwoche mehr Planungssicherheit zu geben und sie von den Nebenkosten zu befreien, die sie, anders als die anderen Vereine im Ort, bisher für das Gebäude gezahlt hat. Die Gespräche mit dem Eigentümer laufen, sagt Höper.

Hinter diesen zwei großen Themenfeldern Ortsmitte und Kultur treten die anderen, auf fünf Unterebenen aufgeteilten Bereiche Familie und Bildung, Mobilität und Verkehr sowie Wirtschaft und Arbeit etwas zurück. Vorschläge, was daran im Ort verbessert werden kann, gibt es aber ebenfalls. So soll beispielsweise die Ortsmitte stärker vom Verkehr entlastet und ein Kreisverkehr an der Ecke Hauptstraße, Lüllauer Straße, Brückenstraße geprüft werden. Außerdem soll der Verbrauchermarkt auf dem Schützenplatz realisiert werden und der Wochenmarkt erhalten bleiben.