Eine Glosse von Katy Krause

Um das gleich vorwegzunehmen: Ich schätze zuvorkommende Männer sehr. Ich finde es durchaus charmant, wenn sie mir die Tür aufhalten. Aber: Alles hat seine Grenzen. Meine wurden jüngst im Baumarkt regelrecht überrannt. Jawohl, eine Frau im Baumarkt. In der Männerdomäne. Allein. Ich tue so etwas sonst auch nicht. Aber mein Kerl steht nun mal mit kaputter Säge, also gebrochenem Sägeblatt, im Keller. Mitten bei der Arbeit.

Da muss ich mich in die fremden Gefilde stürzen. Ich habe schon so ein mulmiges Gefühl beim Betreten des Baumarktes, und dann ist auch noch der Fünferpack ausverkauft. Da stehe ich nun mit meinem einen Sägeblatt in der Kassenschlange. Vor mir Männer, hinter mir Männer. Mitleidige Blicke. Der hinter mir meint es besonders gut mit mir - meint er. "Ihnen fehlt da etwas", sagt er. "Bitte?", frage ich und blicke an mir hinab. "Na, damit können Sie ja wohl schlecht sägen", sagt er seelenruhig. Höflich bleiben, er will ja nur hilfsbereit sein, denke ich. Mit einem Lächeln: "Der Griff liegt zu Hause, danke." Er gibt nicht auf, möchte mich unbedingt bei meinem Baumarkt-Einkauf unterstützen: "Die gibt es im Vorteilspack. Das ist günstiger." "Ist ausverkauft", murmele ich leicht angesäuert. "Haben Sie bei der Info gefragt?", fragt er.

Das Gespräch beschäftigt die Kassenschlange. Der vor mir nickt anerkennend seinem Geschlechtsgenossen zu. Hilfe, ich bin im Mittelalterbaumarkt gelandet, ereilt mich die Erkenntnis. "Habe ich", schleudere ich ihm entgegen. Er: "Sind sie sicher? Das gibt's doch gar nicht." Nach einem Grübeln, bei dem mein Gesicht vor Wut langsam puterrot anläuft, sagt er entschieden: "Dann hätte ich hier nicht eingekauft." Das wünschte ich auch, denke ich. Und bin heilfroh, als ich endlich durch die sich automatisch öffnenden Türen entfliehen kann.