Besonders der Winterroggen und die Triticale werden im Erntebericht der Landwirtschaftskammer lobend erwähnt.

Winsen. In wenigen Tagen startet die Getreide- und Rapsernte für das Jahr 2012. Das Niedersächsische Landvolk, der Kreisverband Lüneburger Heide und die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sehen optimistisch in die kommende Erntephase. Ulrich Peper, Leiter der Fachgruppe Betrieb und Tier der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Uelzen: "Die Ernte ist in diesem Jahr besser als im Vorjahr. Entgegen unserer Befürchtungen hat die Ernte das trockene Frühjahr dank des Juniregens gut überstanden."

Auch im letzten Herbst sollen die Bestellbedingungen des Wintergetreides gut gewesen sein, so dass die Saat termingerecht in die Erde gebracht werden konnte. "Die Winterkulturen haben sich auch über den Herbst hinweg gut entwickelt aufgrund des milden Wetters. Auch der Winter war sehr moderat. Die Temperaturabstürze kamen erst im Februar", fügt Peper hinzu. Der Temperaturabsturz auf bis zu minus 20 Grad war fatal, besonders für den Winterweizen und die Wintergerste. Rund 17 Prozent der Wintergerste und 25 Prozent des Winterweizens mussten umgebrochen werden. Um die Ernte des Getreides zu sichern, wurde mit Sommersaat nachgestreut. Das Umbrechen einer Getreidesorte oder einer Frucht nennt sich Auswintern. Peper erklärt: "Bei dem Winterweizen kommt dieses Phänomen nur äußerst selten vor. Wir erklären uns das so, dass die Vegetationsruhe des Weizens schon aufgehört haben muss, bevor die anderen Getreidesorten so weit waren. Im Januar also verließ der Winterweizen die Vegetationsruhe und begann zu wachsen, als dann aber im Februar der Temperatursturz in den Minusbereich kam, war der Weizen der Kälte einfach nicht gewachsen."

Die Ernte ist in diesem Jahr etwas besser als in den Vorjahren, weil die Auswirkungen der Frühjahrstrockenheit auf Getreide und Raps geringer sind. Die Landwirte hoffen nun auf trockenes Wetter, um die Ernte mit dem Mährdrescher ohne qualitativen Verlust abzuschließen.

"Die heutigen hoch entwickelten Mähdrescher schaffen bis zu 30 Hektar am Tag. In kürzester Zeit können sie ein Feld abernten. Es scheitert nicht an der Leistung der Mähdrescher, sondern an der Logistik. Arbeiter müssen bezahlt werden, jede Menge Anhänger müssen vorhanden sein und die Ernte muss natürlich auch irgendwo gelagert werden. Deswegen kann sich eine Ernte über mehrere Wochen ausdehnen", erzählt Ulrich Peper. Aktuell existieren im Landkreis Harburg etwa 54 000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Von dieser Fläche sind 14.000 Hektar mit Getreide, 9000 mit Mais und 3000 mit Raps bestellt. Auf weiteren 3300 Hektar wachsen Hackfrüchte, also Zuckerrüben und Kartoffeln. Auf den verbleibenden 3500 Hektar wachsen Sonderkulturen. Die Felder müssen in diesem Jahr mit der Mähdruschernte abgegrast werden. "Tendenziell muss man sagen, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche rückgängig ist. Wenn beispielsweise für Neubauten von Gebäuden oder Discountern Ausgleichsflächen gesucht werden, drückt das meist auf unsere Ackerflächen", verkündet der Uelzener Fachleiter für Betrieb und Tier. Seit 2009 existiert allerdings das Grünland- Umbruchsverbot, lediglich der Tausch von Grünflächen innerhalb der verschiedenen Betriebe ist erlaubt. Die Flächen, die aber in diesem Jahr bestehen und auch gut gefüllt mit reifen Früchten sind, warten darauf, abgeerntet zu werden. Bedingt durch das feuchte Wetter im Juni und Juli, wird die Ernte im Landkreis Harburg als gut durchschnittlich bezeichnet. Da der regnerische Witterungsverlauf erst relativ spät einsetzte, stellen sich nun die Früchte heraus, die damit am besten umgehen konnte. Der Winterroggen und die Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, übersteigen die Ertragserwartung erheblich. So ist in diesem Jahr so wie auch in jedem der Vorjahre eine Differenz zu verzeichnen zwischen Ertragseinbußen und Feldern, die einen überdurchschnittlichen Ertrag liefern. Der Winterweizen präsentiert sich in diesem Falle als Sorgenkind 2012 aufgrund seiner starken Auswinterung. Dennoch breitet sich bei der diesjährigen Ernte eine zunehmende Zufriedenheit aus, weil auch die Preissituation zurzeit sehr stabil zu sein scheint. Zu Schwankungen kann es trotzdem jederzeit kommen. Willy Isermann, Landwirt im Kreis Harburg dazu: "Als Landwirt muss man immer mit Einbußen rechnen. Das Geld kriegt man trotzdem jederzeit wieder rein, weil der größte Anteil des Getreides beispielsweise für die Schweinemast weiter veredelt wird. Bei Tiernahrung findet ein Landwirt immer einen Abnehmer."