Politische Mehrheit in Neu Wulmstorf begrüßt mehr Wohnungen auf Röttiger-Gelände

Neu Wulmstorf. Die Gemeinde Neu Wulmstorf wird sich nicht in einer Resolution bei der Stadt Hamburg über die Absicht beschweren, auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne deutlich mehr Wohnungen als ursprünglich geplant zu bauen. Der Neu Wulmstorfer Bau- und Planungsausschuss hat am Dienstagabend einen entsprechenden Vorstoß der CDU mit Mehrheit abgelehnt.

SPD und Grüne halten ein Abweichen des von Hamburg und Neu Wulmstorf ausgehandelten Masterplans zur Nachnutzung des früheren Bundeswehrstandortes sogar für vorteilhaft. Begründung: Der Masterplan aus dem Jahr 2007 sieht Gewerbeflächen am Ortseingang vor, auf die Hamburg jetzt verzichten wolle. "Wir wollen am Masterplan nicht festhalten, weil wir das Gewerbegebiet nicht wollen", sagt Thomas Grambow (SPD).

Um Genaues aus erster Hand über das Wohnungsbauvorhaben der Hamburger auf dem Gelände der früheren Röttiger-Kaserne zu erfahren, wünscht der Neu Wulmstorfer Bau- und Planungsausschuss eine gemeinsame Sitzung mit dem Stadtplanungsausschuss des Bezirks Harburg. Die Neu Wulmstorfer Verwaltung wird jetzt deshalb das Hamburger Gremium einladen. Der Termin könnte im Herbst sein, sagt Neu Wulmstorfs Fachbereichsleiter für Ortsentwicklung, Thomas Saunus. Der mögliche Sitzungsort: die Falkenberghalle in Neugraben. Das liege für alle Beteiligten in der Mitte.

Eine gemeinsame Sitzung der beiden Planungsausschüsse aus Harburg und seines niedersächsischen Nachbarn Neu Wulmstorf hat es vor zwölf Jahren schon einmal gegeben. Das Thema damals am 29. November 2004 in der Falkenberghalle: die Nachnutzung der Röttiger-Kaserne und des Standortübungsplatzes. Seitdem, sagt Saunus, gebe es viel bessere Kontakte zwischen Neu Wulmstorf und dem Bezirk Harburg.

Der Masterplan, so Thomas Saunus, biete nicht die Möglichkeit, in die Planungshoheit einzugreifen. Die Unterzeichner hätten aber eine moralische Verpflichtung. Rechtlich bedeutet das: Wenn Hamburg von dem ursprünglich formulierten Ziel des Masterplans, 480 bis 540 Wohnungen auf dem früheren Kasernenstandort in Fischbek zu bauen, abweichen will, kann sich Neu Wulmstorf nicht vor Gericht dagegen wehren. Laut Thomas Saunus sei für die Einschätzung darüber, ob die Ziele des Masterplans erreicht seien oder nicht, nicht allein die Anzahl der Wohnungseinheiten entscheidend. Ziel sei es, die Wohnqualität in Fischbek zu verbessern. Dass könne auch mit mehr Wohnungen realisiert werden.

Ähnlich sieht es auch die Neu Wulmstorfer SPD: Die jetzt 774 Wohneinheiten, die Hamburg auf dem ehemaligen Kasernegelände vor den Toren Neu Wulmstorfs bauen will, hätten ihren Grund in dem Wegfall des früher vorgesehenen Gewerbegürtels. Wohnungsbau mit drei Geschossen schließe anspruchsvolles Wohnen nicht aus, sagt Thomas Grambow.

Der Beweis dafür sei im Neu Wulmstorfer Neubaugebiet "Apfelgarten" zu sehen. Neu Wulmstorfer, so Grambow, würden von den Wohnungen auf dem Röttiger-Gelände profitieren. Denn Hamburg schaffe ein Angebot, dass in Neu Wulmstorf fehle: Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Auch Joachim Franke (Grüne) schließt nicht aus, dass trotz mehr Wohnungen auf dem Röttiger-Gelände nicht doch ein qualitativ hochwertiges Stadtbild geschaffen werde. "Ich habe nicht die Befürchtung", sagt er, "dass Hamburg den Sozialstandard absenken will."