Carmen und Werner Steffenhagen aus Buchholz nehmen in den Ferien Tiere auf. Der Verein ist auf der Suche nach neuen Mitstreitern.

Buchholz. Hoch oben, auf dem kleinen Brettchen neben den Treppenstufen, hat Tom den perfekten Überblick. Wer betritt da mein Reich? Will der was von mir? Der soll mich bloß in Ruhe lassen! Diese Gedanken scheinen dem elfjährigen Kater durch den Kopf zu schießen, den Carmen und Werner Steffenhagen bei sich aufgenommen haben. Entspannt lässt er die Pfoten baumeln, verzieht keine Miene und verschwindet schließlich ins Schlafzimmer, als es ihm doch zu bunt wird mit dem Besuch in seinem Haus.

So pudelwohl wie sich der Kater bei dem Buchholzer Ehepaar fühlt, könnte man glatt den Eindruck haben, dass die drei seit Jahren eine eingeschworene Gemeinschaft bilden. Doch sie führen sozusagen eine Beziehung auf Zeit. Nur zehn Tage lang bieten die Steffenhagens dem Tier ein Zuhause. Sein echtes Herrchen und Frauchen, ein Lehrerehepaar aus Harburg, sind währenddessen in Urlaub und haben ihren Liebling bei ihnen in Pension gegeben. Keine gewerbliche Pension, sondern ein ehrenamtliches Angebot, das für beide Seiten von Nutzen ist. Das Lehrerpaar kann beruhigt seine Ferien genießen und die Steffenhagens dürfen sich über eine Samtpfote freuen, für die sie nur begrenzt verantwortlich sind.

Initiatorin dieser, wenn man so will, wechselseitigen tierischen Vorteilsnahme ist Angelika Bergemann, Erste Vorsitzende des Buchholzer Vereins Katzennothilfe. Seit 1994 kümmert sie sich um streunende Katzen, die sie kastriert, an Menschen gewöhnt und je nach Möglichkeit an neue Besitzer vermittelt. Über die Jahre habe sie immer wieder Anfragen von Leuten gehabt, die zwar gerne ein Tier aufnehmen würden, aber nicht wissen, wo sie es zur Urlaubszeit hinbringen können, erzählt sie. Diesen Leuten würde sie gerne eine Lösung bieten. Sie sucht deshalb Freiwillige, die genau wie die Steffenhagens für zwei bis drei Wochen eine Katze bei sich zu Hause in Pflege nehmen.

Die Vorteile einer solchen Aufgabe liegen ihrer Meinung nach auf der Hand. "Man hat nicht für immer die Verantwortung für ein Tier, aber muss nicht komplett darauf verzichten." Vor allem ältere Menschen, die kein eigenes Tier mehr haben wollen oder können, kämen dafür in Frage. Andererseits profitieren auch die Katzenbesitzer von den Ehrenämtlern. "Für viele sind Tierpensionen oder Tierhotels einfach zu teuer und für Katzen häufig zu stressig." Eine Privatunterkunft inklusive Familienanschluss erscheint vielen für ihren Liebling da weitaus besser.

Wie sehr Katzenhalter das zu schätzen wissen, haben auch Carmen und Werner Steffenhagen erfahren. Viele bringen bereits zum wiederholten Mal ihren Stubentiger zu ihnen, weil sie ihn dort einfach in guten Händen wissen. "Über die Katzen haben wir schon ganz tolle Menschen kennengelernt", sagt Carmen Steffenhagen.

Als die gelernte kaufmännische Angestellte und der Speditionskaufmann vor knapp vier Jahren ihren 20-jährigen Kater verloren, war für die Rentner klar, dass sie kein neues eigenes Tier mehr wollen. "Wir fahren häufig in Urlaub, und da ist es mit einer Katze natürlich schwer", sagt die 66-Jährige. Beim Stadtfest in Buchholz machten sie Bekanntschaft mit der Katzennothilfe. Sie spendeten zunächst ihr Geld, dann ihre Zeit. Denn ganz ohne Katze, nein das wäre einfach nichts für sie gewesen.

Neben den Urlaubstieren kümmern sich die zwei auch um verwilderte Fundtiere, die sie nach und nach an Menschen gewöhnen. Außerdem näht Carmen Steffenhagen für den Verein Katzenkissen und Geschenkbeutel. 38 Katzen sind bereits durch ihre Hände gegangen, viele von ihnen kommen später als Pensionsgäste wieder. "Wir kennen die Tiere dann schon, was die Sache für uns viel einfacher macht", sagt Werner Steffenhagen. Mit jedem Besitzer regeln sie individuell, wie die Betreuung entlohnt wird. Manchmal stellt der Besitzer nur das Futter, manchmal gibt es einen kleinen Obolus, den sie häufig der Katzennothilfe zur Verfügung stellen. "Geld verdienen kann man mit der Urlaubsvertretung nicht", betont der 64-Jährige. Und wer es darauf abgesehen habe, sei bei dem Verein an der falschen Adresse.

Man müsse sich einfach auf jedes neue Tier einstellen können und es immer im Blick haben. Denn was wäre schlimmer als dem Katzenbesitzer nach seinem Urlaub beichten zu müssen, dass Miezi leider durch die offene Terrassentür entwischt ist? Für die Steffenhagens ist es deshalb eine Selbstverständlichkeit, auch Freigänger nur in der Wohnung zu halten. Bei Katzen, die sie nicht kennen und die sie über einen längeren Zeitraum bei sich aufnehmen, lassen sie sich zudem den Impfpass von den Besitzern aushändigen - falls mal etwas ist und sie mit dem Schützling zum Tierarzt gehen müssen.

Zu viel Verantwortung für ein fremdes Tier müsse aber niemand fürchten, beruhigt Angelika Bergemann potenzielle Asylgeber. Die Katzennothilfe stehe jedem mit Rat und Tat zur Seite und helfe bei Problemen jeglicher Art, aber Erfahrung mit Stubentigern sollte man schon mitbringen. Auf der anderen Seite würden natürlich auch die Katzenbesitzer ihre Tiere nur dort abgeben wollen, wo sie ihren Liebling gut aufgehoben wissen. Wer Interesse hat, eine Katze für einige Wochen bei sich aufzunehmen, kann sich bei Angelika Bergemann unter Telefon 04181/3 44 48 melden. Weitere Infos gibt es auch im Internet.

www.katzennothilfe-buchholz.de