Senioren wollen mit Filmen aus der Vergangenheit im einst geliebten Format vieler Hobbyregisseure für nostalgische Momente sorgen.

Harburg. Erinnern Sie sich noch? An das leise Rattern des Projektors, wenn er die schmalen Super-8-Filme abspulte? Wenn die bewegten Bilder von Urlaubsreisen und diversen Familienfesten wie Einschulungen, Hochzeiten und Opas 80. Geburtstag über die Leinwand im Wohnzimmer flimmerten? Rund zwei Jahrzehnte rief das Mitte der 60er-Jahre vom US-Konzern Eastman Kodak entwickelte Schmalfilmformat Tausende von Hobbyregisseuren auf den Plan. Deren auf Zelluloid gebannte Werke ganze Mediatheken füllen könnten. Würden sie nicht auf verstaubten Dachböden und dunklen Kellern ein weitgehend unbeachtetes Dasein fristen. Dass sie nicht ganz der Vergessenheit anheimfallen, haben sich zwei agile Senioren zum Ziel gemacht.

Der Handorfer Herbert Visser und der Winsener Rolf Mein lernen einander 1982 durch ihre Frauen und die gemeinsame Lust am Kegeln kennen. "Es war die Zeit, als die moderne Videotechnik mit Camcordern zunehmend den Markt eroberte", erinnert sich Herbert Visser, 63. Dessen große Super-8-Zeit mit insgesamt 30 eigenen Filmen da schon hinter ihm liegt.

Begonnen hat alles im Winter 1970/71. Zu Weihnachten bekommt der begeisterte Fotograf von seinen Eltern seine erste Filmkamera geschenkt, eine Agfa Moviezoom. Mit der bannt er fortan nicht nur wichtige Familienereignisse aufs Zelluloid. Auch Feste, die in der Gaststätte seiner Eltern im ostfriesischen Norden stattfinden. Als er 1976 in seiner Heimat Norden den ersten Schmalfilmclub gründet, findet sich schnell ein Dutzend Gleichgesinnte. "Übrigens alles Männer. Keine Ahnung, warum", sagt Visser und schmunzelt.

Seinen ersten Preis gewinnt er 1977 bei einem Regionalwettbewerb des Bundes deutscher Filmamateure mit dem Streifen "Hohler Erden, froher Schöpfer". Darin geht es um die Herstellung eines Tonkrugs. Den er noch heute auf einem weißen Regal über der Haustür aufbewahrt.

Visser macht seine Sache so gut, dass ihn ein Jahr später die Ostfriesische Werbegemeinschaft sogar mit einem PR-Film über Handwerksbetriebe der Region beauftragt. Von dem Honorar leistet er sich den Projektor Bauer T 610 für stolze 2400 Mark. Eine Investition, die sich gelohnt hat. "Das Markengerät ist wirklich echte Wertarbeit und funktioniert noch heute einwandfrei", sagt Visser stolz.

Das weiß er allerdings erst seit gut sieben Monaten. Als ihn im Dezember des Vorjahres ein lädierter Lendenwirbel um den Schlaf bringt, kommen ihm der "Bauer" und seine Super-8-Filmsammlung wieder in den Sinn. "Damit muss man doch was anstellen", denkt Visser. Der jetzt auch Zeit und Muße für solch ein Projekt hat, weil er als Außendienst-Bezirksleiter beim Otto-Versand in passiver Altersteilzeit langsam ins Rentnerdasein gleitet.

Sein alter Kegelkumpel Rolf Mein ist sofort begeistert. Der bereits berentete Bankkaufmann verfügt über eine umfangreiche digitale Musiksammlung mit mehr als 5000 Titeln. Da finden sich Stücke von Swing- und Jazzklassikern wie Glenn Miller und Louis Armstrong ebenso wie deutsche Schlager von Peter Alexander, Roy Black und Helene Fischer, aber auch typisch hanseatisches Liedgut von Hans Albers und Freddy Quinn. Dieser Fundus eignet sich hervorragend als Untermalung für unvertonte Filme. Oder als Überbrückung, wenn der Partner am Projektor gerade mal wieder umspulen oder gerissene Filme kleben muss.

"Schnell haben wir eine Liste von rund 30 Filmen zusammengestellt, aus denen unsere Auftraggeber auswählen können", sagt Visser. Dabei sind natürlich sein persönliches Meisterwerk über den Tonkrug, ein Streifen über den ostfriesischen Nationalsport Boßeln und der Film "Winter ist's" über die Schneekatastrophe des Winters 1978/79. Unterlegt mit Toneinspielungen seiner damals fünfjährigen Tochter und selbst mitgeschnittenen Rundfunkkommentaren aus jener Zeit. Aber auch Trickfilme mit Speedy Gonzales, Schweinchen Dick und Bugs Bunny sowie Stummfilmklassiker mit Charly Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy ("Dick und Doof"), die Visser früher bei Karstadt und Hertie gekauft hat.

Probleme mit den Rechtehütern der Gema wird es nicht geben. Weil Herbert Visser und Rolf Mein für ihre kurzweilige, rund 90-minütige Filmshow keinen regulären Eintritt nehmen, höchstens eine kleine Aufwandsentschädigung. "Wir wollen die Leute einfach auf eine kleine, nostalgische Reise in die Vergangenheit mitnehmen", sagt Rolf Mein. "Wir achten darauf, dass die Filme möglichst einen lokalen Bezug haben, sodass es immer einen gewissen Wiedererkennungswert gibt. Ganz nach dem Motto: Mensch, da war ich auch schon mal."

So zieht das Duett denn mit Meins Wohnmobil, in dem jedes Mal Projektor, Filmbox, Beamer, Notebook, Mischpult und Verstärker verstaut werden, zu Altenpflegeheimen, Seniorenklubs und Gemeindehäusern. Weil dort das Interesse einfach am größten ist. Nach einer kleinen Sommerpause gibt es für den Herbst schon wieder die nächsten Termine in Lüneburg, Vierhöfen und Handorf. Herbert Visser: "Darauf freuen wir uns schon. Weil wir wissen, dass wir die Zuschauer mit unseren kleinen filmischen Zeitzeugen gut unterhalten."

Wer die Super-8-Filmshow von Herbert Visser und Rolf Mein buchen will, kann per E-Mail unter h.visser@t-online.de oder rolfmein@web.de Kontakt mit den beiden aufnehmen.