Eine Glosse von Maike Grunwald

Heute ist mein erster Arbeitstag nach meinem Unfall. Der Unfall, das bedeutet: Ein Kater, bestehend aus sieben Kilo Muskelmasse. Dazu ein Bett, auf dem ich schlafend liege. Und eine Taube, die am Fenster über dem Bett vorbeifliegt. Klar, dass der Kater, vom Jagdinstinkt geblendet, aufs Bett hechtet und mein Gesicht als Sprungbrett benutzt, um gegen das Fenster zu springen (das zum Glück geschlossen war - wir wohnen immerhin im zweiten Stock).

Das Resultat war eine verdammte Sauerei. Mit seinen Krallen, die genauso gigantisch sind wie das ganze Tier, hatte er mit das linke Augenlid aufgerissen. Welch ein Drama! Zum Glück etwas oberhalb des Auges, das, so stellte sich schnell heraus, gänzlich unverletzt geblieben war. Tropfend taumelte ich zum Krankenhaus um die Ecke, wo man mir die Wunde zuklebte wie bei einem Boxer - dem Verlierer natürlich.

Schön waren danach auch die Reaktionen meiner Mitmenschen auf den Grusel-Anblick, den ich bot und immer noch biete. Der Chirurg bei der Wundkontrolle: "Eine Katze?! Eine Freundin, Polizistin: "Du siehst aus wie eine misshandelte Frau." Entsprechend ungern zeigt sich mein Mann derzeit mit mir in der Öffentlichkeit. Ich sollte mir ein T-Shirt drucken lassen mit der Aufschrift: "Das war meine Katze." Das wäre doch mal eine gute Idee.