Harburg. Zur Eröffnung der "Waldklause" an der Osterheide in Garstorf gab es eine große Party - das ließen sich die Eigentümer Doris und Thomas Vick nicht nehmen. Stolz stehen sie vor ihrer Gaststätte. "Es ist toll", sagen sie und für den Moment sind alle Sorgen um das 2010 abgebrannte Gebäude vergessen.

Wie berichtet, vernichtete damals ein Feuer das beliebte Ausflugslokal. Das Ehepaar Vick konnte sich gerade noch nach draußen retten, bevor der Dachstuhl zusammenbrach. Bei der Schadensregulierung gab es Zoff mit der Versicherung, der Versicherungsgruppe Hannover (VGH). Die Korrespondenz füllt mittlerweile einige Din-A4-Ordner und zehrt an den Nerven der Vicks. "Ein Gutachter des Versicherers sprach der Familie 420 000 Euro zu", sagt Rechtsanwalt Jürgen Hennemann, Anwalt der Familie. Doch das reichte nicht für eine Totalrenovierung. So ergaben die Prüfungen eines Sachverständigenbüros in Zusammenarbeit mit dem Bauamt einen Bedarf in Höhe von 800 000 Euro, denn das Haus müsse entkernt, unter anderem der Dachstuhl wieder neu aufgebaut werden.

Die VGH winkte ab, verwies gegenüber dem Abendblatt darauf, dass erforderliche Unterlagen nicht eingereicht wurden. "Das stimmt nicht", so Hennemann, der daraufhin im Namen der Familie Klage beim Landgericht in Lüneburg einreichte. Unterdessen sprang die Hausbank der Vicks ein und streckte der Familie das Geld für die Baukosten vor. Vor Gericht wartete die nächste, böse Überraschung. "Man schlug uns zunächst vor, uns im Rahmen eines Mediationsverfahrens mit der VGH zu einigen", so Versicherungsexperte Hennemann. Das lehnte er ab. "Da sich ein Expertenteam - Baubehörde, Architekten, Statiker und örtliche Handwerkunternehmen - monatelang bemüht haben, die Wiederherstellungskosten zu ermitteln, ist es in einem solchen Fall nicht möglich, in einer Mediationsverhandlung ein Ergebnis quasi auszuwürfeln. Anwalt und Familie lassen sich nicht entmutigen und pochen auf ihr Recht. Der Versicherungskrimi um die "Waldklause" ist noch nicht zu Ende.