Woran denkt ihr, wenn ihr vom Wilden Westen hört? An unendlich weite Prärien. Oder an lange Siedlertrecks mit Lagerfeuern, an denen es Tellergroße Steaks und Bohneneintopf zu Gitarsrenmusik für die Cowboys gab? Klingt romantisch, oder? Die Realität war es nicht. Wilder Westen meint das Gebiet westlich des Flusses Mississippi. Diese Landstriche waren bis 1867 noch nicht in Bundesstaaten gegliedert. Außerdem beschreibt der Begriff einen Zeitabschnitt in Amerikas Geschichte, der geprägt war vom Recht des Stärkeren. Die vorwiegend europäischen Siedler eroberten sich ihre Ländereien in rücksichtslosen und blutigen Feldzügen gegen die Indianerstämme. Schnell wuchsen die gegründeten Siedlungen zu kleinen Städten heran.

Mit dem Bau der Eisenbahnlinien verlor der Beruf des Cowboys an Bedeutung. Das Vieh wurde nun nicht mehr über Land getrieben, sondern per Bahn zum Verkaufsort verfrachtet. Da die Cowboys nun ohne Job blieben, gerieten viele von ihnen auf die schiefe Bahn. Überfälle auf Banken oder Postkutschen waren an der Tagesordnung. Verbrecher wie Jesse James oder Billy the Kid wurden zu Legenden. Aber auch die Gesetzeshüter waren skrupellos.

Der letzte Postkutschenüberfall im Jahre 1899 wurde übrigens von einer Frau begangen. Pearl Hart erbeutete 450 Dollar, wurde erwischt und saß danach fünf Jahre im Gefängnis.