Ehrenamtliche Helfer erhalten Unterstützung vom Bezirk aber nicht von Fachbehörden

Wilhelmsburg. Im Katastrophenfall sind sie zur Stelle, haben genaue Ortskenntnis und die Bereitschaft anzupacken: Die 47 ehrenamtlich Aktiven von der Hamburger Deichwacht in Wilhelmsburg. Nun greift ihnen der Bezirk Hamburg-Mitte unter die Arme, denn die Deichwächter benötigen eine neue Unterkunft, weil das alte Quartier an der Rotenhäuser Straße 28 baufällig ist und abgerissen werden soll. Der Bezirk will den ehrenamtlichen Helfern eine neue Unterkunft aus Bürocontainern auf dem Gelände des Deichverteidigungslagers Finkenriek, am König-Georg-Weg, einrichten und voraussichtlich im April eröffnen. Samt Erschließung des Geländes eine Investitionssumme von rund 130 000 Euro.

Die eigentlich für Katastrophenschutz und Deichverteidigung zuständige Innenbehörde sowie die Wirtschaftsbehörde, Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), bringen den Deichwächtern und ihrer ehrenamtlichen Arbeit nach den Worten ihres Wilhelmsburger Obmanns Uwe Sommer, 70, "keine Wertschätzung entgegen." Sommer: "Die Behörden beteiligen sich mit keinem Cent. Umso dankbarer sind wir, dass der Bezirk Mitte unsere Arbeit anerkennt und uns mit der Einrichtung des neuen Quartiers unterstützt."

Die Deichwacht war 1963, ein Jahr nach der Flutkatastrophe, vom damaligen Hamburger Innensenator und späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt ins Leben gerufen worden, um eine derartige Katastrophe, die in Hamburg 315 Menschen das Leben kostete, für die Zukunft unmöglich zu machen. Inzwischen sind alle Elbdeiche deutlich verbreitert und auf mehr als acht Meter über Normalnull erhöht. Uwe Sommer: "Die Deichwacht sieht ihre Aufgabe durch das Vorhandensein höherer und sicherer ausgebauter Deiche aber nicht als erledigt an. Wir werden uns im Ernstfall nicht zu schade sein, Sandsäcke zu füllen und fachgerecht an einem gefährdeten Abschnitt abzulegen."

"Ich freue mich, dass wir für die Deichwacht am Finkenriek einen geeigneten Standort gefunden haben", sagt Bezirksamtsleiter Markus Schreiber, "wir finanzieren die Unterkunft, damit auch in Zukunft von der Deichwacht schnelle und professionelle Hilfe geleistet werden kann." Uwe Sommer sagt, dass es auf der Elbinsel Wilhelmsburg mit einer Länge von 23,8 Kilometern den längsten Deichabschnitt Hamburgs zu verteidigen gilt." Materiallager für die Deichverteidigung befinden sich in Wilhelmsburg neben dem Lager Finkenriek auch in der Nähe des Schafstalls In de Huuk. Das Lager Finkenriek existiert seit vier Jahren. Der vorige Platz Veringstraße musste aufgegeben werden. Die Deichwacht ist aus dem früheren Bundesluftschutzverband hervorgegangen.

Am 16. Februar 2012 liegt die Flutkatastrophe von 1962, der besonders viele Menschen in Wilhelmsburg zum Opfer fielen, 50 Jahre zurück. In den Abendstunden soll am Deichdenkmal und Flutopfer-Mahnmal an der Kirchdorfer Straße/Siedenfelder Weg der Toten gedacht werden. Sommer: "Wir werden die Mahnflamme anzünden." Und gegen 19.45 Uhr soll in der Schule Rahmwerder Straße in Georgswerder in einer gesonderten Veranstaltung der 50 Toten von Georgswerder gedacht und eine Tafel enthüllt werden.