Vier Pistolen und Gewehre bei Rechtsextremisten aus dem Hamburger Süden sichergestellt

Harburg. Hamburger Verfassungsschutz und Polizei haben am Freitag mehr Details zu den beiden Männern aus Harburg und Fischbek öffentlich gemacht, denen am Donnerstag die Waffenbesitzerlaubnis entzogen wurde. Der 38-Jährige aus Neugraben-Fischbek musste den Beamten zwei Pistolen der Hersteller Sig Sauer und Remington sowie die dazugehörige Munition abliefern. Wie berichtet, hat der 44-Jährige aus Harburg ein Kleinkaliber- und ein Luftgewehr des Herstellers Anschütz abgeben müssen, als Mitarbeiter der Hamburger Behörde für Waffen und Jagdangelegenheiten am frühen Donnerstagmorgen bei ihm klingelten, um das Verbot von sowohl erlaubnispflichtigen als auch erlaubnisfreien Waffen gegen ihn durchzusetzen.

Der Verfassungsschutz stuft den 44-Jährigen aus Harburg und den 38-Jährigen aus Fischbek als "Unterstützer der rechtsextremistischen Szene" ein. Laut Amtsleiter Manfred Murck habe der Mann aus Harburg Kontakte zur NPD. Der Mann aus Fischbek dagegen gehöre dem Umfeld der Skinhead-Musikszene an. Beide Männer seien keine "Ewig-Gestrigen", sondern Leute, die sich an der Neonazi-Szene der 1990er-Jahre orientieren. Ob die beiden einem Schützenverein angehören, wollte Murck aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht sagen.

Nach Auskunft des Verfassungsschutzes sollen die Männer nicht der neuen Neonazi-Gruppe "Hamburger Nationalkollektiv/Weiße Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg" angehören. Diese rechtsextremistische Gruppe tritt im Vergleich zu anderen Hamburger Neonazis ungewöhnlich aggressiv auf und macht mit provokanten Aktionen auf sich aufmerksam. Nach Erkenntnis des Verfassungsschutzes gehören ihr auch einige Mitglieder aus dem Landkreis Harburg an. Das Kräfteverhältnis der rechten Szene im Hamburger Süden beschreibt das lokale Bündnis gegen Rechts so: Der Harburger Verband der NPD habe sich schon lange nicht mehr gemeldet. Die neue Neonazi-Gruppe Weiße Wölfe Terrorcrew lege Wert auf Eigenständigkeit und Distanz zur NPD.

In acht Hamburger Stadtteilen haben Mitarbeiter der Waffenbehörde und Polizisten am Donnerstag die Wohnungen von zehn Männern aufgesucht. Die insgesamt 43 Einsatzkräfte mehr als 30 Gewehre und Pistolen, Schreckschuss- und Hiebwaffen ein. Bei einem 71-Jährigen stellten sie darüber hinaus einen Revolver sicher, den der Mann illegal besaß. Ihn erwartet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz.

"Illegale Waffen wurden in der Vergangenheit auch bei Rechtsradikalen in Niedersachsen gefunden", sagt Vera Wucherpfennig, Sprecherin des Innenministeriums in Hannover. Durch legal besessene Waffen in der Hand von Extremisten sieht der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) aber ebenfalls eine große Gefahr. In der vorigen Woche hat er eine Gesetzesänderung gefordert, die Regelabfragen der Waffenbehörden beim Verfassungsschutz vorsieht.

"Für Niedersachsen wird derzeit eine Selektion der Tatverdächtigen aus dem rechten Bereich durchgeführt", erklärt Petra Block, Sprecherin des Landeskriminalamtes. Ein Ergebnis sei erst im Januar zu erwarten.