Defektes Teil mit einem Gewicht von 160 Tonnen soll so schnell wie möglich ins Trockene und in die Werft

Cranz. Gute Nachrichten für Pendler, die seit vorigen Donnerstag einen weiten Bogen um die Brücke über das Sperrwerk an der Este machen müssen. "Voraussichtlich noch vor Weihnachten können wir die Straße über die hinteren Tore wieder freigeben", sagt Alexander Schwertner. Der 34-Jährige ist Sprecher der Hamburg Port Authority (HPA), dem Betreiber des Sperrwerks am Grenzfluss zwischen Hamburg und Niedersachsen.

Wie berichtet, war die Straßenbrücke beim Zufahren des darunter liegenden Sperrwerks gegen 6.05 Uhr plötzlich um etwa 15 Zentimeter nach oben geschoben worden. Fünf Autofahrer hatten den Schaden zu spät erkannt und fuhren auf ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit gegen die sogenannten Metallfinger der hoch stehenden Brückenkante. Bei vier Wagen waren Räder und Aufhängungen beschädigt. Sie mussten abgeschleppt werden.

Schweißer haben am Freitag Aussparungen in die Oberkante des defekten Flutschutztors geschnitten. Dadurch ist es jetzt wieder möglich, die Klappbrücke so weit herunterzulassen, dass sie bündig mit der Fahrbahn der Straße Cranzer Hauptdeich (Kreisstraße 39) abschließt. Wann genau der Verkehr wieder rollen darf, hängt vom Gutachten der HPA-Brückenprüfer ab, dessen Ergebnis in der nächsten Woche bekannt gegeben werden soll.

Ein Taucher sollte am Freitag klären, warum das westlich gelegene, innere Tor des Sperrwerks in der vorigen Woche um rund 70 Zentimeter zu weit nach oben gedrückt worden war und damit auch die Straßenbrücke lahmlegte. Doch dieser Einsatz brachte wegen schlechter Sicht kein Ergebnis. "Wir gehen davon aus, dass während einer Sturmflut ein schwerer Gegenstand gegen das Fluttor gespült wurde", erklärt Stephan Kräßig, Objektverantwortlicher der HPA für das Sperrwerk. Dabei könne es sich um Schrott oder eine Eisenbahnschwelle handeln.

Bislang war geplant, dass Taucher den störenden Fremdkörper zunächst aufspüren und identifizieren. Dann sollte er weggezogen werden. Für diesen Einsatz wurde das 160 Tonnen schwere Tor zunächst mit Ketten, danach mit einem Gerüst aus Stahlträgern und Stangen gesichert. Das aus den Angeln gerissene Tor konnte so vor dem Umfallen geschützt werden. Zusätzliche Stabilität verlieh der Stahlwand ein Berg von Schlick im Bett der Este.

Um das leicht schräg stehende Tor in einer Werft reparieren zu können, soll es schnellstmöglich von einem riesigen Schwimmkran aus dem Wasser gehievt werden. So sieht es der neue Plan der HPA vor. Das Spülschiff "MS Akke" stand zwar am Freitag bereit, um das Bett der Este per Wasserstrahl von Sediment zu befreien, aber das hätte die Stabilität des Tors gefährdet.

Die MS Akke wurde daher zunächst nur zum Spülen des Untergrunds am unbeschädigten östlichen Sperrwerkstor eingesetzt. Sobald dieses Tor wieder funktionstüchtig ist, kann der Schiffsverkehr auf der Este langsam wieder aufgenommen werden. Die Elbfähre der Hadag aus Blankenese endet bislang am Anleger Neuenfelde.

Gravierend wirkt sich die Sperrung des Nadelöhrs zur Elbe auch auf die J. J. Sietas KG aus. Die Schiffswerft am Neuenfelder Fährdeich benutzt den Wasserweg als wichtigste Transportstrecke. Das gilt auch für die Konzerntochter Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF), die in diesem Jahr 160 Kräne für Kunden weltweit gebaut hat.

"Wie schwer wir auf den Zugang auf dem Wasser verzichten können, hat sich am Donnerstagmorgen gezeigt", sagt Sietas-Sprecher Cord Schellenberg. Statt über die Este wollte NMF einen 146 Tonnen schweren Kranfuß vom Elbeanleger des benachbarten Airbuswerks verschiffen. Die Ladung rutschte unterwegs jedoch vom Anhänger des Schwertransporters auf ein Begleitfahrzeug. Für die Bergungsarbeiten war die durch den Unfall schwer beschädigte Straße Neßdeich stundenlang gesperrt.