An diesem Sonntag ist Weltgedenktag. Projekt der Hospizgruppe begleitet Kinder und Jugendliche nach dem Verlust eines geliebten Menschen

Stade/Buxtehude. Wenn ein Kind stirbt, ist für Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde nichts mehr so, wie es war. Aus Amerika stammt die Idee, eines Gedenktages für verstorbene Kinder, der seit 13 Jahren auch über alle Ländergrenzen hinweg an jedem zweiten Sonntag im Dezember an die toten Kinder erinnern soll.

Die Statistik weist aus, dass jährlich rund 20 000 Kinder und Jugendliche in Deutschland bei Unfällen oder an Krankheiten sterben. Eine Kerze im Fenster, die von 19 Uhr an brennt, soll nun am 11. Dezember ein Zeichen des Gedenkens an sie sein. Das Gedenken an diesem Tag ist nur eine Form, mit der Trauer um einen lieben Menschen zu leben. Was für Erwachsene eine seelische Zerreißprobe ist, ist auch für Kinder eine Ausnahmesituation.

Hilfe, sie zu bewältigen und sie in den weiteren Lebensweg zu integrieren, bietet Maria Traut von "HerzLicht" in Stade. HerzLicht ist ein Projekt der Hospiz-Gruppe Stade e.V. zur Begleitung trauernder Kinder und Jugendlicher, das 2005 gegründet wurde.

Die Heilpädagogin und Trauerbegleiterin Maria Traut ist dort seit 2007 für trauernde Kinder und Jugendliche Ansprechpartnerin. "Wir wollen der Trauer Räume geben", sagt sie. In drei Altersgruppen werden Kinder in ihrer Trauer begleitet. "Dabei heißt Trauergruppe nicht immer traurige Gruppe", sagt Traut, die HerzLicht leitet. "Wenn diese Kinder in den Gruppen zusammen sind, ist das Leben pur. Nur ein Teil davon ist Trauer und Erinnerung oder Rückzug in die Stille."

Dabei ist es Maria Traut wichtig, möglichst viele Erinnerungen an gemeinsame Lebenszeit der Kinder mit dem verstorbenen Menschen hervorzulocken, das Schöne ins Blickfeld zurückzuholen und mitzuteilen. "Diese Erinnerungen kreativ auszudrücken, sich anderen Kindern mitzuteilen, gehört zur Trauerbegleitung", sagt die Leiterin von HerzLicht.

"Ich möchte trauernde Kinder und Jugendliche ein Stück ihres Weges begleiten und ihnen damit die Möglichkeit geben, Gleichaltrigen zu begegnen, denen Ähnliches im Leben geschehen ist", sagt Traut. So können sie erfahren, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein mit ihren heftigen Gefühlen sind. Im Gegenteil, so Traut, finden sie Würdigung, Anerkennung und vor allem viele offene Herzen für das, was sie bewegt.

Erleichtert machen die Kinder und Jugendlichen die Erfahrung, dass in den HerzLicht-Gruppen ebenso viel gelacht, herumgealbert, getobt und gespielt wird, wie geschwiegen, geweint oder sich still erinnert. Wichtige Ausdrucksmittel neben dem Erzählen sind kleine Rituale, Spiele und vor allem das kreative Gestalten. Dieses kreative Arbeiten gibt dem Kind oder Jugendlichen die Möglichkeit, Gefühle und Erinnerung zum Ausdruck zu bringen, und das alles ganz ohne Worte.

All das ist fester Bestandteil jedes Gruppentreffens. Wichtig und wertvoll ist ohne Zweifel die gemeinsame Trauer in der Familie. Meist ist aber gerade das vorübergehend nicht möglich, denn Eltern, Geschwister und Angehörige sind mit sich selbst beschäftigt, haben oftmals nicht genügend Kraft für die Trauer der Kinder und Jugendlichen. "Die Begegnung trauernder Kinder und Jugendlicher mit mir als mitfühlender und motivierender, aber unbeteiligter Person, ist da oft sehr hilfreich", so Traut.

Kinder, Jugendliche, ihre Eltern oder Angehörige können mit Maria Traut bei HerzLicht direkt Kontakt aufnehmen. Auch im Internet gibt es unter www.herzlicht-stade.de alle Informationen. Maria Traut verabredet sich dann zu einem Erstgespräch mit der Familie, um einen Einstieg in die nächste beginnende Gruppe zu planen.

Etwa sechs Monate lang treffen sich die Kindergruppen in der Waldorfschule in Stade-Ottenbeck, die Jugendgruppe in den Räumen der Hospiz-Gruppe Stade auf dem Gelände des Elbeklinikums zweimal monatlich. Die Erwachsenen, die die Kinder zur Waldorfschule bringen, haben während der Gruppenzeit die Möglichkeit, in einem angrenzenden kleinen Café ins Gespräch zu kommen und sich auf diese Weise von anderen auf die gleiche Weise Betroffenen Stärkung, Verständnis und Anregung für die neue Lebenssituation zu holen.

"Die Teilnahme an den Gruppen ist kostenlos. Das soll auch so bleiben, denn wir wollen bei der Aufnahme keine Unterschiede machen müssen", sagt Traut. Getragen wird das HerzLicht-Projekt ausschließlich über Mitgliedsbeiträge der Hospiz-Gruppe Stade und durch Spenden.