Zu Recht kann der Leiter des Harburger Kinderschutzzentrums, Ralf Slüter, stolz auf den neuen Leitfaden für Schulen sein. Denn je besser Lehrer für das Thema Kindeswohlgefährdung und häusliche Gewalt sensibilisiert werden, desto schneller und effektiver kann betroffenen Kindern und Familien geholfen werden.

Und welcher Lehrer möchte schon Woche für Woche hilflos miterleben, wie einer seiner Schützlinge sichtlich unter Konflikten im Elternhaus zu leiden hat. Wer verantwortlich handeln will, wer sich kümmert, muss auch das nötige Rüstzeug zur Verfügung haben. Problemfamilien müssen frühzeitig erreicht werden, um sie sinnvoll unterstützen zu können auf ihrem Weg zu einem konfliktfreien Umgang miteinander. Und: Im Interesse eines effektiven Kinderschutzes müssen alle Einrichtungen, die in regelmäßigem Kontakt mit Kindern und Jugendlichen sowie Eltern stehen, vernetzt werden. Schulen bilden da keine Ausnahme, im Gegenteil.

Viele Kinder und Jugendliche, die straffällig werden, sind oftmals selbst in einem Klima von Gewalt und Vernachlässigung aufgewachsen. Doch Kinderschutz darf nicht nur engagierten Sozialarbeitern überlassen werden. Ein gesetzlicher Überbau ist überfällig. Hierbei ist es geradezu zynisch, über Kostenfragen zu diskutieren, wie es im Bundesrat gerade im Rahmen der Verabschiedung eines neuen Kinderschutzgesetzes geschieht. Eine unbeschwerte Kindheit, frei von Gewalterlebnissen und Misshandlung, sollte der Gesellschaft einiges wert sein.