Polizei gibt Passanten in der Innenstadt Präventionstipps

Harburg. "Taschendiebstähle registrieren wir tagtäglich", sagt Wolfgang Schaerffer vom Polizeikommissariat Harburg. In der Vorweihnachtszeit aber seien die Menschen im Gedränge der Innenstadt besonders gefährdet. "Leider trifft es viele ältere Menschen", sagt der Polizeihauptkommissar. "Die Opfer merken den Diebstahl teilweise erst am nächsten Tag." Konkrete Täterbeschreibungen sind dann kaum noch möglich. Nur mit der Hilfe von "Kommissar Zufall" gelinge es den Ermittlern, den Täter und seine Komplizen dingfest zu machen.

"Neben Senioren zählen auch Jugendliche zu unserer Hauptzielgruppe bei der Präventionsarbeit", sagt Andreas Poggensee. Er ist ein sogenannter Bürgernaher Beamter an der Polizeiwache in der Lauterbachstraße. Am S-Bahnhof Harburg informiert er gemeinsam mit Beamten der Bundespolizei zweimal im Jahr Passanten über die Tricks der Langfinger. "Viele Diebe sind gut trainierte Profis", sagt er. "Sie lauern eigentlich überall dort auf potenzielle Opfer, wo Menschen mit Wertsachen unterwegs sind."

"Mit einer gesunden Portion Misstrauen und Vorsicht kann man jedoch verhindern, ein leichtes Opfer zu sein", sagt Poggensee. Diebe würden zum Beispiel Menschen an öffentlichen Telefonen und Fahrkartenautomaten beobachten, um zu sehen, wo die Menschen ihre Portemonnaies verstauen. Besonders gefährdet seien Bankkunden an frei zugänglichen Geldautomaten in öffentlichen Räumen wie zum Beispiel S-Bahnhöfen. Poggensee empfiehlt, das Geld möglichst nicht für alle Passanten sichtbar nachzuzählen, sondern lieber schnell wegzustecken.

Grundsätzlich bietet der bargeldlose Zahlungsverkehr zwar mehr Sicherheit, auf die EC- oder Kreditkarte sollte aber genauso so viel acht gegeben werden wie auf das Bargeld. Diese Wertsachen sind bei Dieben besonders begehrt. Sie sollten auf das Notwendigste beschränkt werden und möglichst getrennt voneinander dicht am Körper aufbewahrt werden.

Um nicht Opfer eines der durchschnittlich 280 Taschendiebstähle pro Tag in Deutschland zu werden, rät der Bürgernahe Beamte außerdem dazu, die Geldbörse oder Brieftasche nur in einer verschließbaren Innentasche zu transportieren. Noch sicherer seien Brustbeutel und Gürteltaschen. Frauen sollten ihre Handtaschen möglichst mit der Verschlussseite nach innen sichtbar vor dem Körper tragen.

Mehrere Harburger Polizeibeamte verteilten kürzlich auch an Kunden der Einkaufszentren Harburg Arcaden und Phoenix-Center sowie großer Kaufhäuser Informationsmaterial. Dort böten unter anderem volle Rolltreppen günstige Gelegenheiten, zuzugreifen. Ein auf dem Rücken getragener Rucksack zum Beispiel könne sichtgeschützt und unbemerkt um ein Handy oder Autoschlüssel erleichtert werden. Sehr gefährdet sind auch Wertsachen, die ins Ablagefach eines Kinderwagens gelegt werden.

Trotz aller Vorsicht gilt: Spätestens nach dem Bezahlen an der Kasse wissen die Diebe, wo genau der Kunde seine Geldbörse trägt. Häufig sorgt ein Komplize dann für Ablenkung, ein anderer stibitzt und gibt die Beute an einen Dritten. Wer die Straftat bemerkt, sollte nicht in jedem Fall die Diebe festhalten. Poggensee: "Es ist nie auszuschließen, dass die Täter Gewalt anwenden, vor allem wenn sie wegen ähnlicher Delikte bereits vorbestraft sind."