Lämpchen illuminieren den Garten der Familie Zander und schaffen eine weihnachtliche Märchenwelt - und das für einen guten Zweck.

Harburg. Der Stromzähler der Heimfelder Familie Zander rotiert dieser Tage des Öfteren im "roten Bereich". Wer einen Blick in den Garten des Einfamilienhauses im Milchgrund 53 wirft, weiß auch sofort, warum: Dort erstrahlt seit erstem Advent sobald es dunkel wird täglich eine weihnachtliche Märchenwelt, die es vermutlich locker ins Guinness-Buch der Rekorde schaffen könnte.

"Weihnachten ist für mich die schönste Zeit des Jahres. Das war schon immer so und wird auch niemals anders sein", sagt Birgit Zander, 46. Und frönt mit ihrer ungehemmten Freude an Adventsdekoration jeglicher Couleur dem ewigen Kind ihr.

So tummeln sich auf dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück nicht nur Weihnachtsmänner in jeder Größe. Es gibt auch Rentiere mit und ohne Schlitten, Pinguine, Eisbären und Rehe, Sterne, Weihnachtspäckchen und Zuckerstangen, Laternen, Lichterketten und Spots. Aus Wachstischdecken und Lackpapier hat Birgit Zander überdies 700 Schleifen kreiert, die die insgesamt 60 Figuren, die Zäune, Bäume, Sträucher und Koniferen zieren.

Über der ganzen Szenerie wacht ein 1,40 Meter großer Engel, der auf dem Balkon des Hauses thront und alle 60 Minuten weihevoll mit den Flügeln schlägt. Zudem sorgen ein nickendes Rentier und eine Wippe für Bewegung, auf der ein Weihnachtsmann und ein weiteres Rentier sitzen.

Seine volle Lichterpracht entfaltet das rund 7000 Euro teure Gesamtkunstwerk immer zur vollen Stunde zwischen 17 und 21 Uhr. "Es gibt derzeit 168 Leuchtobjekte, darunter 1200 Meter Lichterketten - und schläuche mit insgesamt mehr als 7000 Lämpchen", berichtet Edmund "Eddy" Zander. Der 54-Jährige zeichnet für die reibungslose Illumination verantwortlich und hat dafür extra einen achtseitigen Schaltplan ausgetüftelt. Im Laufe der vergangenen acht Jahre, die Familie Zander jetzt in Heimfeld wohnt, wurden von dem Polizisten 250 Meter Kabel verlegt, 60 Außensteckdosen installiert und 40 Zeitschaltuhren platziert.

Aktuell beschäftigt er sich nebenbei auch damit, große Teile seines Equipment auf energiesparende LED-Leuchten umzurüsten. "Allein die Carport-Zierbeleuchtung habe ich so von 800 auf 27 Watt gedrückt", erklärt Eddy Zander. Das würde auch ihrer Stromrechnung guttun: "In der Adventszeit liegen unsere Energiekosten schließlich um etwa zehn Euro pro Tag über dem Schnitt. Dass das neue Kraftwerk Moorburg nur für uns gebaut wurde, bleibt allerdings ein Gerücht."

Und was sagen die Nachbarn zu so viel vorweihnachtlichem Glanz und Glamour? "Die finden das klasse", versichert Birgit Zander. "Sicher auch deshalb, weil wir unseren Spleen mit einem guten Zweck verbinden." Denn die Zanders engagieren sich für das Löwenhaus des Arbeiter-Samariter-Bundes in der Kalischer Straße. Dort erhalten Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Familien nicht nur ein warmes Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben. Sie können auch gemeinsam spielen, musizieren oder basteln.

Damit ordentlich Geld in die Spendenkasse kommt, veranstalten die Zanders seit drei Jahren immer einen Tag der offenen Pforte mit Glühwein, Punsch und Keksen und Anfang Januar eine "Abrissparty". Bei der nicht nur viel geklönt, sondern auch angegrillt wird. Da waren zuletzt 150 Nachbarn, Freunde und Bekannte samt 30 Kindern zu Gast. Und sorgten dafür, dass die Gastgeber 2232,60 Euro ans Löwenhaus überweisen konnten.

Große Freude an festlichem Lichterschein hat auch Karl-Heinz Evers. Der 68-Jährige wohnt nur einen Steinwurf von den Zanders entfernt auf der anderen Seite des Milchgrunds. Vor 15 Jahren hat er damit begonnen, die kleine Terrasse für seine vier Kinder und fünf Enkel zu illuminieren. "Damals habe ich mit meiner Frau sogar noch die große Tanne an der Straße mit 30 Lichterketten und anderem Schmuck behängt", erzählt Evers. Jetzt begnüge er sich nach einer schweren Herz-Operation Mitte des Jahres allerdings mit 14 Lichterketten, einem Rentierschlitten samt Nikolaus und einem Schneemann. "Das bin ich auch meinen Nachbarn schuldig, für die Weihnachten ohne meine Deko einfach unvorstellbar ist."