Im Christkindpostamt Himmelpforten herrscht Hochbetrieb. Im vergangenen Jahr kamen bei den 28 Helfern 48 000 Wunschzettel an

Himmelpforten. Papier raschelt, Stühle werden gerückt, Stifte streifen über Briefbögen, ab und zu erklingt ein Lachen. Hier werden besonders nette Zettel dem Nachbarn gezeigt, dort werden Wünsche laut vorgelesen. Das Treiben im Christkindpostamt Himmelpforten ist geschäftig. Denn jetzt herrscht Hochbetrieb. Kinder aus Deutschland und aus der ganzen Welt warten auf eine Antwort vom Weihnachtsmann. Und von hier werden diese Antworten verschickt.

"Wir bekommen auch Wunschzettel aus Asien, Russland und Neuseeland. Trotz all der Briefe, jeder einzelne wird von uns gelesen", darauf legt der Leiter dieses ganz besonderen Postamtes, Wolfgang Dipper, Wert. Bis heute sind rund 15 000 Wunschzettel im Christkinddorf angekommen, zirka 13 000 Antwortbriefe sind auf dem Weg zurück zu den Kindern.

Bei so viel Post gibt es viel zu antworten, zu zeigen und zu erzählen. Dipper und seine 28 ehrenamtlichen Helfer haben in jedem Jahr nette Anekdoten zu berichten. So auch in diesem: Jonathan, 4, malte auf seinen Wunschzettel an das Christkind beispielsweise einen Affen mit einem roten Bein. Seine Mutter erklärt in liebenswürdiger Weise daneben, das solle ein Affe mit Gips sein. "Der Kleine wird wohl selber gerade einen Gips tragen", sagt Dipper. Florian, 6, hingegen hofft auf ein Taschenmesser, "wenn es sein muss, auch aus Plastik" und Selena, 7, schreibt, sie wünsche sich eine Schneekugel, dass es ihren Pferden gut gehe und "ein Geschwisterchen wäre auch nett". Ganz oben auf der Wunschliste stehen im Allgemeinen aber Playmobil, Lego und Artikel von Lillifee, sagt Dipper.

Der 51-Jährige leitet das Amt seit acht Jahren. Von seinem Arbeitgeber, der Deutschen Post, wird er jedes Jahr sechs Wochen freigestellt, um in Himmelpforten das Postamt zu organisieren. "Ich freue mich immer auf diese Zeit. Dieser Ort hat so ein geheimnisvolles, mysteriöses und besonderes Flair. Für mich ist das hier keine wirkliche Arbeit."

Viele Kinder investieren eine Menge Zeit in das Gestalten der Briefe, sie malen, schreiben und basteln ihre Wunschzettel mit viel Liebe zum Detail. Einige machen sich diese Mühe nicht. Sie schneiden Artikel aus der Zeitung auf und kleben sie auf ein weißes Blatt. "Zum Teil schneiden die Kleinen auch gleich den Preis mit aus, da können schon mal Dinge im Wert bis zu 3000 Euro zusammenkommen. Aber Wünschen ist zu dieser Jahreszeit ja erlaubt," sagt die ehrenamtliche Helferin Dorothea Wachholz, 76, die wie alle anderen mit Begeisterung dabei ist.

Die schönsten und liebevollsten Briefe hängen die Mitarbeiter im Postamt aus. Freude macht den Mitarbeitern, wenn ein "Dankeschön" zurückkommt. Christkindpostamtmitarbeiterin Annita Lorenz, 76, erzählt: "Gestern bekamen wir eine Postkarte von einer 17-Jährigen. Sie wollte sich einmal bei uns allen bedanken, dafür, dass sie während ihrer Kindheit immer an uns schreiben durfte und immer eine Antwort bekommen hat. Die Grüße an das gesamte Team lesen wir dann laut vor."

Allerdings sind es nicht nur Kinder, die ihre Wünsche an den Weihnachtsmann formulieren. Im vergangenen Jahr hatte ein Vater geschrieben, der sich überlegt hatte, er würde mal an den Weihnachtsmann schreiben, um so endlich seine Traumpartnerin zu finden. Solche Wünsche erheitern die Runde, und auch Dipper kann sich an eine Zuschrift sehr gut erinnern: "Vor einigen Wintern schrieb mir eine 20 Jahre alte Krankenschwester aus Sri Lanka und hat mir einen Heiratsantrag gemacht - Sie können sich vorstellen, wie groß das Gelächter hier war und heute ab und zu noch ist..."

So lustig es im Christkindpostamt bei Dominostein und Plätzchen zugeht, so ernst kann es manches Mal werden. "Es kommt vor, dass uns Kinder schreiben, die ihren Kummer über den Verlust eines Menschen ausdrücken. "Besondere Zuschriften erhalten auch besondere Antworten. Für diese speziellen Situationen arbeiten wir mit einer Pädagogin zusammen", sagt Dipper und fügt hinzu, dass ihn solche Briefe schon traurig stimmen.

Seit bald 50 Jahren gibt es diesen Weihnachtsservice für Kinder in Himmelpforten. Wie alles begann, erzählt Hermann Bardenhagen, 86. Er ist seit über 40 Jahren für das Christkindpostamt tätig und leitete das Amt lange selbst. Gerne erzählt er von den Anfängen: Im Jahr 1961 adressierte die Tochter eines Gastwirts ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann und warf ihn einfach in einen Briefkasten in Himmelpforten. Aus Spaß und Freundlichkeit beantwortete einer der Postbeamten diesen Brief handschriftlich.

Die Freude des Mädchens sprach sich zunächst im Gasthaus und dann im gesamten Dorf herum. So wurde die Idee des Christkindpostamtes geboren und sprach sich wie ein Lauffeuer herum. "Seit 1966 haben wir vorgedruckte Antwortbriefe, anders war und ist der Ansturm nicht zu bewältigen", so Bardenhagen. Im vergangenen Jahr erreichten das Postamt in Himmelpforten rund 48 000 Zuschriften, in diesem Jahr erwarten Dipper und seine Helfer eine ähnliche Anzahl.

Nur zurück schreiben können sie nicht immer. Dipper sagt: " Es reicht, wenn die Kinder 'Weihnachtsmann', 'Chriskind', 'Nikolaus' oder 'Himmelpforten' auf den Briefumschlag schreiben, dann kommen die Briefe hier bei uns an." Problematisch werde es aber, wenn kein Absender auf den Briefen stehe oder er unleserlich sei, dann könnten die fleißigen Helfer des Weihnachtsmannes den Kindern nicht antworten.

Dass es das Christkindpostamt in dieser Form gibt, ist der Kooperation der Gemeinde Himmelpforten und der Deutschen Post zu verdanken. Sieben solcher Poststellen unterstützt die Deutsche Post deutschlandweit. Die Stellen werden jährlich von mehr als 600 000 Kindern angeschrieben. In Himmelpforten können Kinder ihre Wunschzettel überdies auch persönlich beim Weihnachtsmann in seiner Stube abgeben. Die Stube liegt in der Villa von Issendorff und hat an den Adventswochenenden bis Sonntag, 18. Dezember, zwischen 15 und 18.30 Uhr geöffnet.

Die stärksten Tage im Christkindpostamt seien um den dritten Advent, berichtet Dipper aus Erfahrung, da könne es schon mal vorkommen, dass bis zu 2000 Briefe täglich ankommen. "Dann ist hier schon Gewühle. Aber wir schaffen die Arbeit in jedem Jahr zu 100 Prozent." Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt dem Team nach getaner Arbeit allerdings nicht. Wenn die Wünsche für das Fest abgearbeitet sind, kommen Mitte Januar bereits wieder die ersten Wunschzettel für das kommende Jahr an. "Wahrscheinlich, weil der Weihnachtsmann nicht die richtigen Geschenke gebracht hat", vermutet Postamtsleiter Dipper.