Ein 169 Jahre altes Reetdachhaus brennnt nieder. 150 Feuerwehrhelfer waren im stundenlangen Einsatz. Anwohner schockiert.

Maschen. Es war eines der schönsten Gebäude in Maschen: Das 169 Jahre altes Reetdachhaus an der Hamburger Straße ist am Donnerstag abgebrannt.

150 Feuerwehrhelfer bemühten sich stundenlang, das vor Kurzem renovierte Gebäude, in dem sich ein Blumengeschäft, ein Bestattungsunternehmen, eine Zahnarztpraxis sowie drei Wohnungen befanden, zu löschen. Außerdem wurde eine Frau aus einer der Wohnungen nach draußen in Sicherheit gebracht. Sie blieb unverletzt, weitere Menschen kamen nicht zu Schaden.

Nach Angaben der Feuerwehr fing das Haus gegen 8.50 Uhr Feuer. Die Flammen erfassten den Dachstuhl, und nach kurzer Zeit brannte das 15 mal 35 Meter große Haus in voller Ausdehnung. Außerdem mussten ein benachbarter Supermarkt sowie eine Bank aufgrund der Rauchentwicklung evakuiert werden. Der Qualm war wegen des starken Winds, der im Laufe des Vormittags aufkam, zeitweise so dicht, dass der Ortskern vernebelt wurde.

Der Sachschaden beträgt nach Angaben der Polizei etwa eine Million Euro. Doch der ideelle Wert für die Maschener dürfte mit Geld nicht zu beziffern sein. "Es ist ein Jammer. Dieses große, alte Reetdachhaus war ortsprägend", sagt Erhard Pickelmann, der eigentlich einen Termin in jener Zahnarztpraxis hatte, die nun in Flammen steht. Er schüttelt den Kopf und schaut den Feuerwehrleuten fassungslos bei den Löscharbeiten zu. Die Brandschützer waren schnell vor Ort. "Viele Freiwillige kamen direkt vom Arbeitsplatz hierher, um zu helfen", sagt Feuerwehrsprecher Matthias Köhlbrandt.

Hannelore Fiek, die nur wenige Häuser entfernt lebt, ist schockiert. "Gestern habe ich noch meinen Adventskranz in dem Blumenladen, in dem es nun brennt, abgeholt", sagt sie. Für Maschen sei der Verlust des historischen Reetdachhauses ein großes Unglück. "So viele schmucke alte Häuser gibt es ja hier nicht mehr."

Gerade kommt die zweite Drehleiter der Feuerwehrhelfer zum Einsatz. Ein Brandschützer streift sich eine Atemschutzmaske über und hilft dann seinen Kollegen.

Immer wieder flackern Brandnester im Reet auf. Die Polizei beginnt, angrenzende Straßen zu sperren. Trotz intensiven Rettungsarbeiten der Feuerwehr brennt das alte Gebäude bis auf die Grundmauern nieder. Eine Giebelwand und der Dachstuhl mussten noch während des Löschens eingerissen werden, da Einsturzgefahr bestand.

Im Erdgeschoss brennt die Inneneinrichtung des Blumenladens lichterloh.

Hilflos sehen Vanessa und Matthias Penz mit Mitarbeiterin Tanja Bendig zu, wie Adventsdeko, Tannengirlanden und Pflanzen ein Raub der Flammen werden. Ihnen gehört das Geschäft. Vor dem Haus hatten sie noch morgens Gestecke, Terrakotta-Kugeln und Pflanzen aufgestellt. In einem Zelt stehen Adventskränze, glitzernde rote Deko-Sterne und Kerzen-Arrangements. Was das Feuer nicht zerstört, dürfte der dichte Rauch den Garaus machen. "Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit, eine Art Hochsaison für uns, passiert dieses Unglück", sagt Matthias Penz. Irgendjemand hat den Dreien Kaffee gebracht. Tanja Bendig umklammert ihren Becher. "Morgens war ich die erste im Laden, da roch es schon nach Qualm, dann begann es auch schon, zu brennen", erzählt sie. Wie es weitergehen soll? Achselzucken bei Matthias Penz.

Er fragt sich, weshalb es zu dem Feuer gekommen ist. Vanessa Penz: "Ich komme aus Over. Dort ist die Kapelle, die ebenfalls mit Reet eingedeckt ist, mehrfach abgebrannt. Wenn ich dieses Feuer jetzt hier sehe, bekomme ich Angst, weil wir ja direkt betroffen sind."

"Die Brandursache ist noch unklar", sagt Jan Krüger Sprecher der Polizeiinspektion Harburg.

Aus ersten Vernehmungen hätten sich Hinweise ergeben, dass eine der Wohnungen im Obergeschoss renoviert wurde. "Ob diese Arbeiten der Grund für das Feuer waren, wissen wir noch nicht", so der Sprecher.

Dann beginnt es, zu regnen. Das nützt allerdings den Feuerwehrleuten nicht viel. "Immer wieder lodert das Reet auf", sagt Köhlbrandt. Seine Kollegen müssen aus Sicherheitsgründen am Nachmittag auch den Schornstein abreißen. Die Löscharbeiten beschäftigen die Feuerwehrhelfer bis in den frühen Abend.

Dann ist das ehemals schmucke Reetdachhaus zu einer traurigen Ruine geworden. Und immer noch liegt Brandgeruch in der Luft.