Pastor Dirk Jäger erzählt, warum Adventskalender nicht ausarten sollten

Hittfeld. Der leitende Geistliche ist seit 2008 Superintendent des Kirchenkreises Hittfeld. Er hat sich selbst schon mehrfach an Lebendigen Adventskalendern beteiligt.

Hamburger Abendblatt:

Herr Jäger, vom 1. bis 24. Dezember gibt es jeden Abend in fast allen Gemeinden des Kirchenkreises Hittfeld Glühwein und Punsch in der Nachbarschaft. Kommen diese Abende nicht einem Weihnachtsmarkt gleich, auch wenn er etwas kleiner ausfällt?

Dirk Jäger:

Der Lebendige Adventskalender ist bewusst anders angelegt als ein Weihnachtsmarkt. Er soll eine kleine Auszeit vom allgemeinen Geschäftstrubel sein, und die Gastgeber, die ein Fenster ihres Hauses öffnen, gerade nicht zu gastronomischen Höchstleistungen verpflichten. Während meiner Pastorenzeit in der Nähe von Hildesheim haben wir nach fünf Jahren Lebendigen Adventskalenders eine Denkpause eingelegt, nachdem manche Abende enorm überfrachten wurden.

Inwiefern waren sie überfrachtet?

Jäger:

Sie wurden ungeheuer kulinarisch. Eigentlich ist der Lebendige Adventskalender ein Gegenimpuls zum rein Kommerziellen und ermöglicht Momente des Innehaltens. Denn die Vorweihnachtszeit ist kirchlich schon immer eine Fasten- und Bußzeit gewesen. Wir wollen unter anderem mit den Lebendigen Adventskalendern in Erinnerung rufen, dass Besinnung sich deutlich unterscheidet von aufgesetzter "Harmonieansage".

Wie kontrollieren Sie es, dass die Abende nicht den Rahmen sprengen?

Jäger:

Die Menschen aus den Gemeinden, die die Adventskalender im Kirchenkreis Hittfeld organisieren, geben einen gewissen Rahmen vor, an dem man sich bei der Gestaltung orientieren kann.

Wie sieht dieser kleine Rahmen aus?

Jäger:

In Hittfeld zum Beispiel werden zwei adventliche Lieder gesungen; eines zu Beginn und eines zum Schluss. Zwischendrin wird eine Geschichte vorgelesen, die kann biblisch, erheiternd oder auch gerne mal kritisch sein. Das ganze dauert etwa nur eine halbe Stunde.

Waren Sie selbst beim Lebendigen Adventskalender in Hittfeld schon einmal Gastgeber?

Jäger:

Ja, die Abende fanden auf der Terrasse der Superintendentur statt. Wir haben zwei Feuerkörbe in den Garten gestellt und eine Geschichte über einen sehr "robust" zu Werke gehenden Weihnachtsbaumverkäufer vorgelesen. Die Zuhörer hatten ähnliche Erfahrungen gemacht.

An welchen Lebendigen Adventskalender erinnern Sie sich besonders gern zurück?

Jäger:

Schön finde ich es, wenn es gelingt, auch Vereine, Betriebe und Institutionen anzusprechen. Das Rathaus in Seevetal beteiligt sich schon seit Jahren am Adventskalender, und nicht nur, weil der Bürgermeister sozusagen mein Nachbar ist, bin ich gerne dort.