Kostengünstiger als Bahn und Lastwagen. Werner Marnette weist Kritik an seiner Transport-Idee zurück

Harburg. Eine Rohrpost für Container unter der Autobahn aus dem Hamburger Hafen zu Verladestationen in Mienenbüttel und Maschen sei ein günstigeres Transportsystem als der Lkw auf der Straße oder die Bahn. Der Unternehmensberater Werner Marnette, 67, widerspricht damit der Kritik des Neu Wulmstorfer Ratspolitikers Michael Krause (Grüne) an seiner Projektidee "Container & Underground Hamburg". Im Gespräch mit dem Abendblatt nahm der frühere Vorstandsvorsitzende der Norddeutschen Affinerie AG zu den Bedenken Stellung (das Abendblatt berichtete).

Unterirdisch fahrende und elektronisch gesteuerte Trägerfahrzeuge, "Carrier" genannt, könnten einen Standardcontainer (TEU) die knapp 25 Kilometer lange Strecke aus dem Hafen zu Hinterlandterminals im Landkreis Harburg für weniger als 100 Euro transportieren. Abhängig von dem Jahresumschlag an Containern, 2,5 bis fünf Millionen TEU, lägen die Transportkosten zwischen 110 und 70 Euro.

Zum Vergleich: Mit dem Lkw würde der Transport etwa 150 Euro kosten, mit der Bahn mehr als 300 Euro. Das sind Ergebnisse einer Studie, die Marnette zusammen mit seinen Partnern WTM Engineers aus Hamburg und Cargo Tube erstellt hat. Werner Marnette widerspricht damit den Neu Wulmstorfer Grünen, die behaupten, er würde ein teureres Transportsystem schaffen, das für Investoren aus der Hamburger Hafenwirtschaft uninteressant sei. Nein, sagt er, die "Tube", wie der Hollenstedter seine Container-Rohrpost nennt, sei im Gegenteil wirtschaftlich und würde sich für Transportunternehmen gerade wegen der geringeren Kosten rechnen. 1,7 Milliarden Euro soll die U-Bahn für Container etwa kosten. Der Tunnelplaner widerspricht der Behauptung, in Mienenbüttel würden sich Containerberge auftürmen, so hoch wie die dortigen Logistikhallen. Krause ist davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte des jährlichen Containerumschlags im Hamburger Hafen, etwa neun Millionen TEU, über die Rohrpost transportiert würde. Mit einer ähnlichen Größenordnung kalkuliert auch Marnette. Aber: Nicht alle Container gingen allein nach Mienenbüttel, gibt er zu Bedenken, sondern mindestens die Hälfte auch nach Maschen. Der "LogPark Hamburg" in Mienenbüttel wäre also deutlich weniger belastet als behauptet. Jeder gestapelte Container koste Geld, sagt Marnette. Entzerren sei der moderne Ansatz in der Logistikwirtschaft.

Der Grünen-Politiker Michael Krause bezeichnet den Containertunnel als "Horroridee". Er sagt den Verkehrskollaps an der Autobahnanschlussstelle Rade voraus. Lkw müssten die im Minutentakt im Logistikzentrum Mienenbüttel aus dem Boden kommenden Container über die Autobahn abtransportieren. Das, so Krause, würde die Kapazitäten der Zu- und Abwege an der Autobahn 1 und Bundesstraße 3 sprengen. Werner Marnette räumt ein, dass die Autobahnanschlussstelle Rade in der heutigen Form überlastet wäre. Er hält eine zusätzliche Abbiegespur für notwendig. "Das wird viele Diskussionen mit dem Bundesverkehrsminister geben", sagt der Tunnelplaner. Er sei aber überzeugt, den Bund von dem Projekt und damit zum Ausbau der Anschlussstelle bewegen zu können.

In einem sind sich Werner Marnette und Michael Krause einig: Ein unterirdischer Containertransport müsse in zwei Richtungen laufen, aus dem Hafen hinaus und in den Hafen hinein. Die Pläne Marnettes sehen in einem Tunnel 30 Meter unter der Autobahn eine Hinröhre und eine Rückröhre vor.

Marnette ist von der Container-Rohrpost überzeugt. In allen Ballungsgebieten, sagt er, beschließe man, unter die Erde zu gehen. Er selbst sei von einem Investor aus der Schweiz gebetenworden, ein unterirdisches Transportsystem in Shanghai zu planen. Cargo Tube Swiss, einer seiner Projektpartner, plant ein unterirdisches Gütertransportsystem in der Schweiz.

Cargo Cap ist eine gemeinsame Projektidee der Ruhr-Universität Bochum mit dem Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses sieht vor, den Stückgüterverkehr mit "Caps" genannten Fahrzeugen unter die Erde legen. Die unbemannten, "intelligenten" Caps können jeweils zwei Europaletten aufnehmen. Die Container-Untergrundbahn sei keine Vision, betont Werner Marnette. Keine Science-Fiction, sondern heute schon machbar. Es gebe bereits die Röhren und auch die elektrogetriebenen Fahrzeuge. Er habe lediglich die bestehenden Systeme kombiniert.