Bürgerinitiative Wetternstraße protestiert im Rathaus

Harburg. Die SPD-Mehrheitsfraktion hat entschieden: Während der Bezirksversammlung im Rathaus stimmten die Abgeordneten für die Erweiterung und Modernisierung der Obdachlosenunterkunft an der Wetternstraße und die Einrichtung von Wohncontainern mit 110 Plätzen an der Straße Lewenwerder für Wohnungslose und Flüchtlinge. Dieser Standort soll zunächst für die Dauer von drei Jahren Menschen beherbergen, die in Not geraten sind. "Eigentlich sind wir dafür, in Harburg kleinteiligere Wohneinheiten für Menschen in Notsituationen zu schaffen", sagt der SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath. Nichtsdestotrotz hoben seine Parteikollegen ihre Hände und votierten für die Pläne, die die Behörde für Soziales vor einigen Wochen vorschlug.

Bereits während der Bürgerfragestunde protestierten Mitglieder der Bürgerinitiative Wetternstraße dagegen, monierten, dass zu wenig Personal zur Betreuung der Menschen zur Verfügung stehe. Außerdem habe ein Sicherheitsdienst, der rund ums Gebäude für Ruhe und Ordnung sorgen sollte, noch nicht den Dienst angetreten.

Für eine Überraschung sorgte Harburgs Bezirkshandwerksmeister Dierk Eisenschmidt. Denn auf dem 20 000 Quadratmeter großen Gelände am Lewenwerder sollte ein Handwerkerzentrum entstehen. "Viele Kollegen wandern ins Umland ab, weil es keine attraktiven Standorte im Süden gibt, wo sie sich ansiedeln können. Spielen die Zukunftsperspektiven für das Handwerk hier keine Rolle mehr?", fragte Eisenschmidt aufgebracht. Auch Unternehmer Carsten Mettershausen meldete sich zu Wort. "Seit fünf Jahren bemühe ich mich bei Bezirk und Wirtschaftsbehörde darum, auf dem Areal Geschäfte ansiedeln zu können. Jetzt weiß ich ja, weshalb das nicht funktioniert", sagt er. "Damit gehen der Stadt 250 000 Euro an Gewerbesteuereinnahmen verloren. Aber das scheint den Politikern hier ja egal zu sein. Diese Diskussion hier ist unbeschreiblich", sagte Metterhausen.

Einmal mehr machte die CDU-Abgeordnete Treeske Fischer darauf aufmerksam, dass der Brennpunktstadtteil Harburg "im Vergleich zu anderen Bezirken eine relativ hohe Belastung von Menschen in prekären Lebenssituationen trägt." Stattdessen solle versucht werden, diese Menschen dort unterzubringen, "wo ein stabiles Umfeld eine Integrationsleistung erbringen kann", sagte sie. Gleichzeitig machte sie auf die Forderungen des Integrationskonzepts aufmerksam, das einige Wochen zuvor auch von ebenjenen Politikern der SPD beschlossen wurde. "Darin heißt es, dass eine erfolgreiche Integration beeinträchtigt durch eine Konzentration von Menschen und Gruppen mit Migrationshintergrund auf bestimmte Stadtteile mit einer überwiegend sozial schwächeren Wohnbevölkerung und unterdurchschnittlicher Wohnqualität", so Fischer.

Auch FDP und GAL Harburg kritisierten die Einrichtung von einer, so FDP-Fraktionschef Carsten Schuster, "Massenunterkunft an der Straße am Lewenwerder." Der SPD-Abgeordnete Bernd Kähler winkt ab. "Wenn diese Leute gut betreut werden, spielt die Größe der Einrichtung eine nachrangige Rolle."