Die Technische Universität Hamburg-Harburg macht Roboter fit für den Flugzeugbau der Zukunft

Harburg. Der rote Roboter ABB-URP 6660 ist schneller als die Bauarbeiter in der Hafencity. Mit präzisen Bewegungen hat er im Institut für Produktionsmanagement und -technik der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) eine komplette Elbphilharmonie gefräst - natürlich nur als Modell. "Hier südlich der Elbe ist man halt etwas fixer", schmunzelte TUHH-Präsident Professor Garabed Antranikian am Mittwochnachmittag vor 100 Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft. "Deutschland ist eine Wissensgesellschaft. 'Made in Germany' genießt auf der ganzen Welt immer noch einen ganz großen Ruf."

Der rote Roboter soll künftig auch in der Flugzeugproduktion eingesetzt werden. Noch hat er dort keinen festen Platz, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis er teure Bearbeitungsmaschinen ersetzt. Der im TUHH-Labor installierte Industrieroboter des führenden Unternehmens für Automatisierungstechnik ABB ist in der Lage, Rumpfschalen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) zu bearbeiten. Das ist nicht nur für den Flugzeugbau interessant. Auch die Automobilindustrie verfolgt die Versuche mit großem Interesse verfolgt. Die Forschung an der TUHH läuft in Zusammenarbeit mit der Ludwig Schleicher GmbH in Pressath in der Oberpfalz und dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Stade. "Die TUHH ist sehr kompetent und kooperativ", sagte Ludwig Schleicher.

200 000 Euro hat die neue TUHH-Roboterzelle samt Roboter gekostet. "Insgesamt hat unser Forschungslabor jetzt neue Geräte im Wert von 1,5 Millionen Euro im Betrieb", sagte Professor Wolfgang Hintze.

Der fehlerfreien Produktion kommt im Umgang mit CFK eine besondere Bedeutung zu: Das Material ist vergleichsweise aufwendig in der Herstellung, so dass die kurzfristige Wiederbeschaffung von Ersatzteilen nicht möglich und mit hohen Kosten verbunden ist. Ein TUHH-Großgerät bearbeitet jetzt Seitenleitwerke und Landeklappen aus CFK, um die industrielle Produktion zu optimieren. In einem weiteren Forschungsprojekt wird nach Wegen gesucht, die Produktion von Böden und Trennwänden aus so genannten Sandwich-Platten für Flugzeugkabinen effizienter zu gestalten. Großgeräte in der Flugzeugproduktion müssen auf Bruchteile von Millimetern genau arbeiten. Diese hohe Präzision setzt ein ebenso präzises Vermessen der Geräte vor jeder neuen Produktionseinheit voraus. Das kostet Zeit. In einem Forschungsprojekt mit Airbus geht es jetzt darum, diese Zeit des Vermessens der Großgeräte durch den Einsatz von Sensoren erheblich zu reduzieren.

Unverzichtbar bei Flugzeugen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff ist Titan. Als einziges Metall hat Titan keine chemischen Berührungsängste mit CFK. Aus diesem Grund ersetzt Titan zunehmend das Aluminium. Einziger Haken: Das Zerspanen gestaltet sich ungleich schwieriger und erfordert derzeit noch die 15-fache Zeit im Vergleich zu Aluminium. Die TUHH wird den Versuch antreten, diese Produktionszeit um ein Vielfaches schneller zu gestalten.

Zeitgleich hat die TUHH eine Modellfabrik aufgebaut. "Hier testen und lehren wir Methoden zur Verbesserung der Produktion in einer realistischen Umgebung. Sie steht auch Unternehmen aus der Region Hamburg zur Weiterbildung zur Verfügung", sagte Professor Hermann Lödding.

"Ich freue mich, dass die TUHH in den industriellen Produktionsabläufen neue Wege geht", sagte TUHH-Präsident Antranikian. "Durch Spitzentechnologie und moderne Lehrmethoden sind wir im Norden einsame Spitze."