Auf dem Energieberg in Georgswerder wird die Repower-Anlage aufgestellt. Sie soll künftig 3000 Haushalte mit Strom versorgen.

Georgswerder. Schon seit Tagen verpasst Dennis Prüfer, Baustellenleiter von Windanlagenhersteller Repower-Systems, keinen Wetterbericht. Denn so viel Wind die Energieanlagen auch benötigen, um Strom herzustellen - bei der Errichtung der riesigen Anlagen sollte kaum ein Lüftchen wehen. Prüfer baut mit seinen Kollegen auf dem so genannten Energieberg, der ehemaligen Mülldeponie Georgswerder, eine Windanlage des Typs Repower 3,4 Megawatt.

Und Windstille ist auf dem 40 Meter hohen Hügel eher selten. "Wuuusch" - mit Schwung drehen sich die Rotorblätter von zwei benachbarten Anlagen. Wenn Prüfer seinem neuen "Baby", dessen Teile auf der Bergkuppe liegen, den Rücken zuwendet, schaut er auf den Hafen, erblickt die Elbphilharmonie-Baustelle und den Michel. "Die Aussicht ist immer toll, hat auch was bei Schmuddelwetter", sagt er lächelnd und trinkt seinen Kaffee: Seine kleine Ruhepause vor dem Sturm, denn in wenigen Minuten wollen seine Kollegen ein Turmmittelstück mit dem riesigen Kran aufpflanzen - bei klarem, kühlen Temperaturen wieder eine Bau-Etappe schaffen. Repower mit seinen 2200 Mitarbeitern, entwickelt, produziert und vertreibt Turbinen mit einer Nennleistung von 1,8 bis 6,15 Megawatt und Rotordurchmessern von 82 bis 126 Metern.

Auf dem Energieberg befindet sich bereits seit 2004 eine weitere Repower-Anlage mit einer Nennleistung von 1,5 Megawatt.

Fundament und Turm seines "großen Bruders", stehen schon. 98 Meter hoch soll die Anlage laut Repower, an Land ein Vertreter der neuesten, leistungsstärksten Generation von Windenergieanlagen, werden. Betrieben wird sie von Hamburg Energie. Die Turbine soll künftig 3000 Haushalte auf der Elbinsel mit Strom versorgen. 4,9 Millionen Euro wurden in den Bau und die Zuwegung zur Bergkuppe investiert.

Das 45 Hektar umfassende Deponie-Gelände wird im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes "Erneuerbares Wilhelmsburg" von der internationalen Bauausstellung (iba) zu einem regenerativen Energieberg umgestaltet.

Mit Windkraft, Sonnenergie, Deponiegasen und Biomasse werden dort künftig Strom und Wärme gewonnen.

Und die Repower-Anlage ist ein weiterer Baustein des Konzepts. Im August hat die iba auf dem Areal ein Infozentrum installiert. Das Thema Energie scheint die Menschen zu bewegen, denn "1800 Besucher waren schon hier und haben an den Führungen teilgenommen", sagt iba-Sprecherin Kristina Hödl. Den Gästen werden auch die Sonnenkollektoren gezeigt, die ein Großteil des Südhangs einnehmen. "Die gehören zum ersten Bauabschnitt und bringen 500 Kilowatt-Peak-Leistung - Strom für 133 Haushalte", sagt iba-Sprecher Hans-Christian Lied.

Wer in diesen Tagen den Berg erklomm, war besonders beeindruckt von den riesigen Rotorblättern, die

am Fuße Hügels auf den Ladeflächen von Trucks auf ihre Montage warten. Jedes ist etwa 50,8 Meter lang und zwölf Tonnen schwer. "Das Heraufziehen des Rotorsterns gehört zu den spannendsten Abschnitten, da muss jeder Handgriff sitzen", sagt Projektleiterin Katja Nielsen. Bauleiter Prüfer nickt. Eine große Herausforderung ist die Aktion für ihn indes schon längst nicht mehr: Mit seinem Team hat er bereits 31 Windanlagen für seine Firma errichtet.

Ein Spezial-Lkw hat schon das 58 Tonnen schwere Maschinenhaus, das Herzstück der Anlagen, auf den Hügel geschleppt. Ein 50 Tonnen schweres Turmmittelteil wird am späten Nachmittag eingebaut.

In drei Tagen soll die Anlage stehen. "Dann dauert es noch drei Wochen, bis der Innenausbau fertig ist", so Prüfer. Denn um ganz nach oben ins Maschinenhaus zu kommen, kann man künftig in einen Fahrstuhl steigen - oder auch eine Leiter erklimmen. Dieser "Windspargel" ersetzt mehrere ältere und leistungsschwächere Einrichtungen.

Ende dieses Jahres könnte die Energieanlage ans Netz gehen - wenn das Wetter mitspielt.

"Wuusch" - die Rotoren der älteren Windkraftanlage drehen sich plötzlich schneller. Prüfer blickt skeptisch nach oben. "Der Wind hat gedreht", sagt er und setzt seinen Helm auf. Nun müssen sich seine Kollegen beeilen.

Er gibt ein Signal: Dann hebt der Kran das Turmmittelteil, das an stabilen Trossen hängt, in die Höhe.