Amt OLAF hinterfragt Verwendung von Subventionen für geplantes Audimax

Lüneburg. Das Wissenschaftsministerium in Hannover hat die Nachricht gerade erst offiziell bestätigt - und auch aus dem niedersächsischen Landtag ist zu hören, dass OLAF, das "Office Européen de Lutte Anti-Fraude", so der vollständige Name der Behörde, der Leuphana vom 29. November bis zum 1. Dezember einen Besuch abstattet.

OLAF ist ein Amt der Europäischen Kommission in Brüssel, seine Aufgabe ist die Bekämpfung von Betrugsfällen - insbesondere die Aufdeckung der missbräuchlichen Verwendung von EU-Subventionen und sonstiger Gesetzesverstöße, die die EU schädigen.

Im Fokus stehen jetzt die Vorgänge um den beabsichtigten Bau des Audimax an der Leuphana. Der Auftrag zum Entwurf des rund 60 Millionen Euro teuren Gebäudes, das die Europäische Union mit 21 Millionen Euro an Fördermitteln mitfinanziert, war schon oft Gegenstand heftiger Kritik. Jetzt will OLAF das Verfahren um die Erteilung der Architektenaufträge rund um das neue Zentralgebäude prüfen.

Und das ist nicht alles, was die Prüfer unter die Lupe nehmen werden, vermutet das Senatsmitglied der Leuphana Pierangelo Maset. "OLAF wird vor allem Prozesse überprüfen, für die Herr Keller wesentlich verantwortlich zeichnet: Zentralgebäude, Inkubator und Firmen-Connections. Herr Keller konnte lange genug mit dieser Universität anstellen, was er wollte", sagt Maset, der zu den Kritikern des Uni-Vizepräsidenten Holm Keller zählt.

Auch der niedersächsische Landesrechnungshof (LRH) hatte sich mehrfach negativ über das Geschäftsgebaren des Vizepräsidenten geäußert. Die geschäftliche Verbindung von Keller zu dem Architekten Daniel Libeskind und zur Firma Rheinzink, die die Zinkfassade des Gebäudes liefern soll, wurde beanstandet. Die Universität dagegen hält den Vorgang für eine Routineprüfung.

"Uns liegt ein Schreiben der Europäischen Kommission vor, wonach sie beabsichtigt, vom 29. November bis zum 1. Dezember eine sogenannte Vor-Ort-Kontrolle bei uns vorzunehmen. Dabei geht es offenbar um ein Vergabeverfahren für Planungsleistungen, die ein Architekturbüro im Zusammenhang mit dem neuen Zentralgebäude der Universität im Jahr 2008 erbracht hat. Die Vergabe war nach einer europaweiten Ausschreibung erfolgt. Die Europäische Kommission überprüft Vorhaben dieser Art regelmäßig", sagt Leuphana-Sprecher Henning Zühlsdorff.

In Hannover sorgt der bevorstehende Besuch für Aufmerksamkeit. "Es hat in der Regel einen Grund, wenn OLAF klingelt. Daher lässt diese Meldung aufhorchen. Ministerin Wanka hat bislang die Kritik des Landesrechnungshofs und der Opposition schroff abgebügelt und Luftschlösser gebaut. Die sind jetzt zu Rauchschwaden geworden. Ich erwarte von der Landesregierung und der Universität, dass die Mitarbeiter von OLAF ungehindert vollständigen Zugang zu sämtlichen Informationen erhalten", sagt Victor Perli, hochschulpolitischer Sprecher der Linken im Landtag.