Manuel Virnich ist preisgekrönt. Eigentlich wollte er Schauspieler werden

Lüneburg. Es gibt nicht viele Auszeichnungen, die ein Puppenspieler im Laufe seines Berufslebens erwarten darf. Doch der Lüneburger Manuel Virnich hat es geschafft: In diesem Herbst erhielt er beim 15. Puppenspielfestival in Melle (Landkreis Osnabrück) den Kulturpreis der Stadt Melle. Es war bereits das zweite Mal, dass Virnich, ausgezeichnet wurde: Im Jahr 2007 wurde sein Puppenspiel von der Hamburger Kulturstiftung mit dem Kindertheaterpreis bedacht.

Für ihn selbst sind offizielle Ehren allerdings gar nicht so wichtig. Der Austausch mit den Kindern vor seiner Bühne, ihr Applaus und ihre Begeisterung machen seinen Beruf so einzigartig, sagt er. "Ich wüsste nicht, wo man mehr positives Feedback bekommen kann", meint Virnich, der auf Umwegen zum hauptberuflichen Puppenspieler wurde. Während einer Ausbildung zum Schauspieler in Hamburg, bei der er im Nebenjob auch kellnerte, lernte er den Puppenspieler Jens Heitmann aus Winsen kennen. Für dessen "Holzwurm-Theater" stand er dann zum ersten Mal auf der Bühne und brachte sein erstes, eigenes Stück auf die Bühne: In "Lasse reist zum Schlummermeer" geht es um die Schwierigkeiten, die man mit dem Einschlafen so haben kann.

Die Premiere glückte, es folgten viele, meistens selbst geschriebene Stücke, die er häufig auch mit Musikeinlagen begleitet. Obwohl er inzwischen einige Premieren miterlebt hat, ist Manuel Virnich noch immer nervös, wenn eines seiner Stücke zum ersten Mal vor Publikum gezeigt wird. "Kinder sind als Zuschauer nicht weniger anspruchsvoll als Erwachsene, das sollte man niemals unterschätzen. Sie verbergen ihre Langeweile nicht, ihre Reaktionen sind immer ganz spontan", sagt er.

Seine Bühne, die Kulissen und die Puppen selbst lässt er anfertigen: Ein Team aus Regisseur, Puppenbauer, Musiker und Bühnenbildner arbeiten hier eng zusammen. Doch es muss nicht immer die ganz große Kulisse sein, die ein Stück sehenswert macht. "Ohne große Ausstattung müssen Text und Puppe eben allein eine ausreichende Wirkung erzielen. Es kommt darauf an, den Zuschauer emotional zu erreichen. Man kann Kindern durchaus ernste Stücke zeigen. Es muss nicht immer nur der reine Spaß und der ganz große Aufwand beim Bühnenbild sein", sagt Virnich.

Den Beweis für diese These hat er gerade angetreten. In seinem neuen Stück "Maja und die leise Welt" geht es um das Kindergartenkind Maja, das rund um das stressige Berufsleben der Mutter und den Kindergartenalltag nach Rückzugsmöglichkeiten aus dem turbulenten Dasein sucht. Das gelingt Maja, als sie auf ihren neuen Freund Mehmet trifft. Gemeinsam erobern die beiden eine Welt, in der auch leise Töne eine große Bedeutung haben können.

Die Themen seiner Stücke müssen Virnich auch selbst interessieren, sagt er - so zum Beispiel die Geschichte vom Kugelkäfer Max, der auf der Suche nach anderen tierischen Musikern lange erfolglos bleibt, denn als Trommel benutzt Max eine Kugel aus Mist. Und die stinkt den anderen Tieren in seiner Umgebung ganz gewaltig - bis Max eine Kugelkäferfrau trifft, die Mist genauso gerne hat er.

Zu sehen ist Manuel Virnich, der es auf rund 120 Aufführungen im Jahr bringt, in der gesamten Hamburger Metropolregion - besonders häufig im Haus Flachsland in Hamburg-Barmbek. Um diesen Standort, an dem der Verein Hamburger Puppentheater e.V. seine Stücke zeigt, Workshops und Kurse für Kinder veranstaltet und Fortbildung für Lehrer durchführt, macht er sich allerdings Sorgen.

"Der Bezirk will das Haus schließen, um das Geld für die Unterhaltung zu sparen. Dabei laufen die Veranstaltungen sehr gut, das Haus wurde vor kurzem erst frisch renoviert. Bis zum April 2012 ist der Betrieb dort jetzt gesichert. Aber wir kämpfen um den Erhalt des Hauses. Ich hoffe sehr, dass es auch nach dem Frühjahr 2012 noch weitergeht", sagt Virnich.

Unterstützung bekommt der Puppenspieler auch von seiner Familie. Für sein "Mapili"-Theater waren sein eigener sowie die Vornamen von Ehefrau und Tochter die Namensgeber. "Ohne meine Frau würde ich das alles gar nicht schaffen. Sie ist meine beste Kritikerin bei allen neuen Stücken", sagt Virnich, der seinen Wechsel von der Schauspielerei zum Puppenspieler nie bereut hat. "Bis jetzt füllt dieser Job mich wirklich aus", sagt er.

www.mapili-theater.de