Eine Glosse von Lutz Kastendieck

Lafer, Lichter, Lanz, laber, laber - es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendeine Kochshow in deutsche Wohnzimmer flimmert. Dabei sind es nicht nur sattsam bekannte Dampfplauderer, die den unbedarften Couch-Potatoe mit den abenteuerlichsten Rezepten infiltrieren. Auf dem Eventsender Vox lassen sich auch jede Menge B- und C-Promis beim laienhaften Hantieren mit Töpfen und Pfannen zusehen. Das nennt sich dann "Das perfekte Dinner", dürfte routinierten Sternebrutzlern aber regelmäßig die Tränen ins Antlitz teiben.

Unverantwortlich, das Ganze: Laut Statistischem Bundesamt ist jeder zweite Deutsche übergewichtig! 60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen weisen mehr oder weniger deutlich adipöse Tendenzen auf. Doch die Sender, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, kümmert's nicht die Bohne.

Dabei wird der kulinarische Overkill offenbar zunehmend zum Bumerang. Mag sein, dass die Edelrestaurants der Kochelite erhebliche Vorlauffristen für Tischbestellungen haben, wie das Abendblatt erst jüngst berichtete. Für die zweite Reihe scheint die Lage unterdessen nicht ganz so prickelnd zu sein. Unter dem Motto "Book. Eat. Love." riefen jüngst 60 Hamburger Restaurants zur sogenannten "Gourmet-Attack", darunter auch zwei Harburger. Geboten werden dabei pauschal entweder ein Zwei-Gänge-Menü für 20 Euro oder ein Drei-Gänge-Menü für 25 Euro. Während man im "Schwerelos" an der Schloßstraße zum Beispiel Vorspeise, Hauptgericht und Dessert frei wählen kann, hievt das Restaurant Scharf vis-a-vis eine Karotten-Orangen-Ingwersuppe, ein Rinderhüftsteak "Café de Paris" mit Ofenkartoffeln, Sour Cream und Salat sowie gebackene Apfelbeignets mit Vanille-Sauce und hausgemachtem Schokoladeneis auf die Teller.

Doch warum so viel Kochkunst zum Dumpingpreis? Ist es am Ende tatsächlich so, dass Deutschland zum Land der Hobbyköche verkocht ist? Die das sauer erworbene Koch-Know-how der TV-Weißmützen schamlos abkupfern, um am eigenen Herd den Paul Bocuse zu geben?

Den Rachs, Mälzers oder Zacherls dieser Welt wird es vermutlich egal sein. Weil sie mit ihrer Dauerpräsenz auf der Mattscheibe, als Buchautoren und als Kreatoren eigenen Küchenequipments längst mehr Kohle verdienen, als mit Backen, Braten und Brutzeln.