Mehr als 70 Aussteller bei Kunsthandwerk- und Antiquitätentagen im Hotel Lindtner. Besucher kommen aus ganz Deutschalnd und dem Ausland.

Harburg. Stau in Heimfeld? Okay, auf der A 7, Richtung Norden, vielleicht, wenn wieder einmal der Elbtunnel hoffnungslos verstopft ist. Oder werktags in der Rushhour auf der berüchtigten B 73. Aber an einem Wochenende, nahe der Haake, dort wo Heimfeld am grünsten und beschaulichsten ist? Und so lang, dass das Verkehrschaos sogar eine Staumeldung im Radio zur Folge hat?

So etwas hat es tatsächlich gegeben, fast auf den Tag vor zehn Jahren. Und der Anlass war kein Unfall, kein Laternenumzug, keine Demo - es war der Kunsthandwerk- und Antiquitätenmarkt im Privathotel Lindtner. Die Anekdote ist der beste Beweis dafür, dass diese Veranstaltung längst über Harburgs Grenzen hinaus bekannt ist.

Am kommenden Wochenende erlebt sie bereits ihre 27. Auflage. Mehr als 70 Aussteller haben sich angesagt. Sie kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Sogar aus Frankreich, Norwegen, Schweden reisen sie an. Und wie in den vergangenen Jahren erwartet die Besucher auch diesmal ein Angebot, das kaum Wünsche offen lässt: antike Möbel, wertvoller Schmuck, exklusive Antiquitäten, Haute Couture, dekorative Kunst, erlesene Bücher.

Doch was macht die "Harburger Kunst-Handwerk- & Antiquitätentage", so ihr offizieller Name, so besonders, so außergewöhnlich? "Ich glaube, das hat viel mit dem besonderen Flair der Location zu tun", sagt Sabine Holzhüter, die schon viele Jahre zu den Stammgästen gehört. Der große, alte Festsaal, der neue Flügelsaal, das weitläufige Foyer und die eleganten Salons des Hotels Lindtner würden für ein unverwechselbares Ambiente sorgen, zu einem Wohlfühlfaktor ganz unabhängig vom Angebot der Aussteller.

So sieht es auch Hannelore Speth. "Die Atmosphäre im Lindtner ist einfach unvergleichlich. Was sicher auch am Publikum liegt, das einfach anders ist als auf irgendwelchen Flohmärkten", sagt die 80-Jährige, die seit zehn Jahren zum harten Kern der Aussteller gehört: "Und man kann hier Dinge finden, die es eben nicht überall gibt."

Dazu zählen zum Beispiel die Puppen- und Kinderkleider, die Hannelore Speth selbst anbietet. Wo findet man heute noch Matrosenanzüge- und Kleidchen, wie sie Kinder in den Goldenen Zwanziger- und Dreißigerjahre trugen. Sie erleben derzeit eine regelrechte Renaissance, weiß Hannelore Speth: "Im vergangenen Jahr habe ich bei den Antiktagen weiße Exemplare sogar bis nach Südamerika verkauft." Andere Kunden fanden sich in Moskau, Washington und Österreich.

Stammkundin Sabine Holzhüter erstand in den Lindtnerschen Sälen schon einen sehenswerten Bauernschrank von 1880, eine schwedische Standuhr aus dem Jahr 1860 und eine Art-Deco-Armbanduhr. "Hier macht das Stöbern immer wieder Spaß, weil sich so kurz vor dem Jahreswechsel immer auch außergewöhnliche Weihnachtsgeschenke für die Familie finden lassen", verrät Sabine Holzhüter.

Im vergangenen Jahr besuchten bis zu 5000 Gäste täglich die Messe bei Lindtner. Doch auch wenn viele Besucher durch die Räume flanieren, artet das nie in einen profanen Markttrubel aus. "Das ist uns sehr wichtig", sagt Antje Kühn. Die Cheforganisatorin, die morgen 69. Geburtstag feiert, hob die Harburger Kunsthandwerk- und Antiquitätentage 1985 mit aus der Taufe. "Uns schwebte damals eine festliche, familiäre Schau vor, die die bevorstehende Weihnachtszeit auf besondere Weise einläutet", erklärt sie. Aus dieser Intention entstand ein ausgefeiltes Konzept. Das von allen Mitarbeitern des Hotels mitgetragen wird - und von Beginn an funktioniert hat. "Hier werden die Behaglichkeit und Wärme von Altem und Besonderem, stilvollem Beiwerk und Extravagantem harmonisch zusammengefügt", befand ein Chronist der Lokalzeitung in einem Artikel.

Eingeleitet wurde die Messe seinerzeit übrigens vom sogenannten "Menu Antique". Das gab es stets am Freitagabend, umfasste opulente sieben Gänge und wurde stets mitten im Festsaal zelebriert. Da aus den 17 Ausstellern bei der Premiere 1985 aber inzwischen mehr als 70 geworden sind und der Freitagabend jetzt seit einigen Jahren für den Herrenabend des Wirtschaftsvereins geblockt ist, werden die Antiquitätentage kulinarisch jetzt von diversen Leckerein aus der Eppendorfer Konditorei Lindtner begleitet.

Übrigens: Die Busse der HVV-Linie 142 halten direkt vor dem Hotel. Das eigene Auto kann man also in der Garage lassen. Denn wer will schon im Stau stehen, wie weiland die Besucher 2001.

27. Harburger Kunst-Handwerk- & Antiquitätentage , Sonnabend, 12. November, und Sonntag 13. November, jeweils von 10.30 bis 20 Uhr, Privathotel Lindtner Hamburg, Heimfelder Straße 123, 21075 Hamburg, Tel. 040/79 00 90.