Mit Liebe gemacht: Kunst, Handwerk & Design. 2000 Hamburger besuchten einen Handwerksmarkt, auf dem nur Unikate zu sehen waren.

Wilhelmsburg. Gisela Aguirre, 36, liebt Knöpfe. Schon als Kind war sie von den runden Scheiben fasziniert. Ihre Mutter hatte in Argentinien einen kleinen Laden für Näh-Utensilien. "Ich habe die Knöpfe immer sortiert und mit geschlossenen Augen Memory gespielt und Paare ertastet", sagt die Mutter aus dem Schanzenviertel. "Dieses Spiel liebe ich immer noch.

Nach der Geburt ihrer Tochter Amalia, 2, schenkte ihr ein Mann eine alte Keksdose, voll mit alten Knöpfen - und die Knopf-Leidenschaft war wieder erweckt. Gisela Aguirre machte sich daran, kleine Lätzchen mit einem Anhänger samt Blume und einem Knopf zu nähen. Mittlerweile hat die Argentinierin ihr eigenes Label: "Hecho con Liebe" - auf Deutsch: "Gemacht mit Liebe".

Ihre Lätzchen sowie Ohrringe, Broschen und Ringe bietet Gisela Aguirre im Internet und auf Handwerksmärkten an. So zog sie am Sonnabendnachmittag mit ihren Sachen zu einem ganz besonderen Handwerksmarkt ins Wilhelmsburger Reiherstiegviertel, der perfekt zu ihrem Label passt: "Mit Liebe gemacht" heißt der Markt für Kunst, Handwerk und Design in der Honigfabrik. Mehr als 2000 Menschen, jung und alt, aus der ganzen Metropolregion Hamburg besuchten die 80 Stände in dem schönen Fabrikgebäude an der Industriestraße 125 - 131. Zu sehen war ein bunter Querschnitt von Seife bis Licht-Design, von Schmuck bis Fotografie, von Kleidern und Mützen bis zur Tragetasche. Profis sitzen auf dem Markt neben Amateuren - und alle haben eines gemeinsam: Sie produzieren mit Herzblut. Händler sind bei "Mit Liebe gemacht" nicht zugelassen. "Wir zeigen ausschließlich Einzelstücke und Unikate, die in Handarbeit und mit Liebe produziert wurden", sagt Organisatorin Lena Fandree.

Nina Göckel, 26, lebt seit viereinhalb Jahren im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel. Hauptberuflich arbeitet sie als Designerin und Schneiderin in der Boutique Paul & Piske im Schanzenviertel und kreiert Kleidung für Damen von 30 bis 60 Jahren. In ihrer Freizeit geht Nina Göckel ihrer wahren Leidenschaft nach: Sie schneidert Röcke, Kleider, Pullis, Jacken und Hosen für junge Frauen. Dazu fertigt sie Stulpen, Schals, Mützen, Buttons und Aufnäher. "Ich habe damit angefangen, weil ich selbst keine Klamotten gefunden habe, die mir gefallen", sagt die Wilhelmsburgerin. "Ich selbst liebe es Sachen zu tragen, die es nicht so oft gibt."

Ihre Mode bietet Lena Göckel auf Handwerksmärkten wie "Mit Liebe gemacht" und im Internet unter dem Label Subfashion an. "Ich mache alles zu Hause - im Wohnzimmer und im Schlafzimmer. Im Flur lagere ich die Stoffe - eine eigene Werkstatt kann ich mir noch nicht leisten." Aber auch Profis mit eigenem Laden kamen in die Honigfabrik. Der Wilhelmsburger Lucas Cizmic, 35, und Anne Stracke, 44, aus Großenaspe in Schleswig-Holstein haben ihr eigenes Label gegründet: Messie de Luxe.

Seit fünf Monaten haben sie einen Laden in der Mokrystraße im Reiherstiegviertel. Dort fertigen und verkaufen sie individuelle Taschen, Kissen, Tagesdecken, Sweatshirts und Jogginghosen. Eine Tasche mit der Applikation "Wilhelmsburg" oder "Elbprinzessin" kostet 22 Euro. Aber es gibt auch Unikate wie den "Seiden-Weekender" für 330 Euro. "Es gehört schon Mut und Idealismus dazu, in einer Wilhelmsburger Seitenstraße ein Geschäft zu eröffnen", sagt Lucas Cizmic, 35. "Aber mittlerweile kommen auch Leute aus Ottensen, Eppendorf und Winterhude zu uns."

Der Wilhelmsburger Fotograf Heinz Wernicke, 60, bilanzierte derweil: "Es gibt auf diesem Markt wunderschöne, skurrile Sachen. Ich finde, man spürt hier die positive, neue Stimmung in Wilhelmsburg."