Ein Team des Krankenhauses Groß Sand hilft in Afrika

Wilhelmsburg. 102 Operationen in fünf Tagen - das ist die Bilanz eines Ärzteteams des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand. 102-mal Hoffnung und neue Lebensqualität für die Ärmsten der Armen in Nigeria: ermöglicht durch Ärzte von der Elbinsel Wilhelmsburg und aus Berlin.

Jetzt hat Dr. Wolfgang Reinpold, Chefarzt der Abteilung für Chirurgie und des Hernienzentrums sowie ärztlicher Direktor des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand die Erfahrungen dokumentiert, die er auf seiner "Hernien-Mission 2011" im afrikanischen Nigeria gesammelt hat. Zwölf Chirurgen, Anästhesisten und Fachkrankenpflegerinnen waren unter seiner Leitung nach Nigeria geflogen, um im St. Vincent Hospital in der Stadt Aliade (12 000 Einwohner)Leisten- und Bauchwandbrüche zu operieren. Schon in den Jahren zuvor hatte der weltweit anerkannte Hernienspezialist für besonders schonende und mikroinvasive Operationsverfahren an drei Missionen teilgenommen.

"In Nigeria", sagt Dr. Reinpold, "hat die Volkserkrankung Leisten- und Bauchwandbruch für viele Menschen verheerende Auswirkungen. Sie tritt zehnmal häufiger auf als in Westeuropa, und nur eine von sieben Hernien wird angemessen chirurgisch behandelt." Während Betroffene in Deutschland nach einer kurzen Operation wieder schnell auf den Beinen stünden, müssten in Nigeria wegen der unzureichenden Gesundheitsversorgung viele Menschen durch das Einklemmen von inneren Organen im Bruch sogar sterben.

Bei der Ankunft im St. Vincent Hospital wurden die Teams aus Wilhelmsburg und Berlin von einer Tanzgruppe mit Trommeln und Gesang begrüßt, dann führten sie an den folgenden fünf Tagen insgesamt 102 Operationen durch - täglich 14 Stunden lang und dies unter erschwerten Bedingungen: Der Strom fiel häufig aus, auch die Haupt-OP-Lampe war defekt, sodass sich die Mediziner bisweilen mit einfachen Kopflampen begnügen mussten. Weil oft auch die Klimaanlage ihren Dienst versagte, war es im Operationssaal drückend schwül. Aufgrund des ungeklärten Trinkwassers hatte ein Drittel der OP-Teams vom dritten Tag an mit heftigem Durchfall zu kämpfen.

Dank der fast 30 000 Euro Sach- und Barspenden von Medizintechnikfirmen und Privatpersonen hatten die Ärzte um Dr. Reinpold moderne Überwachungsgeräte für die Anästhesie dabei, Operationskittel, Nahtmaterial sowie modernste Kunststoffnetze für den in Aliade am häufigsten durchgeführten Eingriff: die so genannte "Lichtenstein-Operation" bei Leistenhernien. Und so ganz nebenbei wurden die einheimischen Ärzte und Pflegekräfte durch den ehrenamtlichen Einsatz der Wilhelmsburger und Berliner Mediziner in die Lage versetzt, ihre Landsleute besser als zuvor selbst zu operieren. Karsten Behrend, stellvertretender Vorstand der katholischen Bonifatius-Gemeinde, dem Träger des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand: "Mit dieser Mission haben wir ein Zeichen gesetzt, dass wir uns auch grenzüberschreitend um Menschen kümmern."