Rund 3000 Besucher kamen in den Elbcampus. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) fordert Anerkennung von Auslandsabschlüssen.

Harburg. "Es geht nicht, dass wir auf irgendeine Bevölkerungsschicht verzichten", sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). Er war am Freitag als Schirmherr zur Eröffnung der vierten Hamburger Job-Messe für Migranten nach Harburg gekommen.

Die Messe namens Job-Kontakt wurde bereits zum zweiten Mal im Elbcampus, der Bildungseinrichtung der Hamburger Handwerkskammer, veranstaltet. Mehr als 3000 Jobsuchende nahmen Kontakt zu den 28 Ausstellern auf, darunter zu Unternehmen mit großem Fachkräftebedarf wie die Deutsche Bahn Mobility Logistics, die Asklepios Dienstleistungsgesellschaft oder auch die Bundeswehr Wehrdienstberatung.

"Angesichts des zu erwartenden Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, Migrantinnen und Migranten nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sagte Scheele. Er machte in dem Zusammenhang auch deutlich, dass schleunigst ein Anerkennungsgesetz geschaffen werden müsse, über das die von Einwanderern in ihren Heimatländern erworbenen beruflichen Qualifikationen mit den in Deutschland geltenden Maßstäben abgeglichen werden. Scheele: "Dabei spielt auch die Finanzierung noch eine Rolle."

Das vom Hamburger Senat geförderte Job-Kontakt Messeprojekt verfolgt das Ziel, die Hemmschwelle zu senken, um Einwanderer wie auch Unternehmen mit Arbeitsplatzangeboten zusammenzubringen.

Beim Elbcampus ist Fathi Yildiz als Fachreferent Organisator und Nachbereiter der Messe. Um Einwanderer auf die Messe aufmerksam zu machen, hatte sein Team Flugblätter in Wohngebieten und an Treffpunkten - insbesondere von türkischen, polnischen und russischen Migranten - verteilt. Ebenso war mit Anzeigen in der Auslandspresse auf die Job-Kontakt in Harburg hingewiesen worden.

Eugen ist 38 Jahre alt und kommt aus Bulgarien, seinen Nachnamen wollte er nicht nennen. "Ich war in Bulgarien Facharbeiter im Maschinenbau. Ich bin seit zwei Jahren in Hamburg und bin mit dem Integrationskursus fertig. Nun suche ich einen Arbeitsplatz, möglichst wieder im Maschinenbau." Eugen sah sich am Messestand des Personaldienstleisters Stegmann um, wo unter anderem Jobs im Bereich der Solartechnik angeboten wurden. "Das würde mich interessieren", sagte er.

Paula Chinita, 36, ist gebürtige Hamburgerin, hat aber seit ihrem neunten Lebensjahr in Portugal, dem Heimatland der Eltern, gelebt und ist seit zwei Monaten zurück in Hamburg, wo ein Teil ihrer Familie wohnt. Sie spricht fließend Englisch, Deutsch und Portugiesisch. "Ich möchte gern in einem Hotel arbeiten, und ich habe vorhin auch schon ein Gespräch gehabt. Ich hoffe, dass ich mich schon bald bewerben und vorstellen kann." Auch am Stand der Deutschen Bahn sah sie sich um, weil ihre Schwester bei der Bahn arbeitet. Doch nach Möglichkeit sucht sie eine Anstellung, bei der keine Schichtarbeit gefordert ist.

Die Asklepios Dienstleistungsgesellschaft Hamburg hat Bedarf an ausgebildeten Reinigungskräften und an Küchenpersonal für den Krankenhausbetrieb. Am Messestand des McDonald's Job & Karriere Centers wurden Ausbildungen zum Restaurantmanager und zu Verwaltungsmitarbeitern angeboten. Eine Mitarbeiterin der Filiale in Winsen informierte über die Förderprogramme, die das Unternehmen den Mitarbeitern bietet. Faizi Zarmina, Mersedeh Khodamorad und Final Al Kahegg informierten sich am Stand der Stiftung Berufliche Bildung (SBB) über Umschulungsangebote. Die jungen Frauen fanden die Angebote auf der Messe sehr interessant.

Elbcampus-Vertriebsleiter Wolfgang Reich, Mitorganisator der Messe, sagte: "Es gibt Hemmschwellen auf beiden Seiten, bei den Unternehmen wie auch bei den Migranten. Das Ziel dieser Messe ist es, die Hemmschwelle zu beiseitigen und den Dialog zu fördern. Damit folgen wir auch den politischen Wünschen." Das Elbcampus Kompetenzzentrum bildet selbst Serviceassistenten, Logistiker oder auch Reinigungsfachkräfte für Kliniken aus. Reich: "Da besteht bereits ein sehr gut funktionierendes Netzwerk mit der Agentur für Arbeit und Asklepios. Ausgebildeten Fachkräfte finden eine Anstellung."

Gerade die Logistikbranche mit ihren Dienstleistungen rund um termingerechten Warentransport und Lagerung leidet unter Arbeitskräftemangel. Die Hermes Logistik Gruppe informierte dazu ebenso wie die Straßenverkehrsgenossenschaft.