Bertelsmann Stiftung veröffentlicht neue Studie zum demografischen Wandel

Winsen. Der demografische Wandel wird die ländlichen Gebiete deutlich stärker treffen als die Städte in Niedersachsen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Die Zahl der über 80-Jährigen wird auch in Niedersachsen rasant zunehmen in den nächsten Jahren. Die Zahl der Kinder dagegen schrumpft. Landesweit wird die Zahl der Kinder unter drei Jahren um 11,8 Prozent abnehmen. Am schwächsten von dieser Entwicklung betroffen wird noch der Landkreis Harburg sein. Hier, im Speckgürtel Hamburgs, geht die Zahl der unter Dreijährigen lediglich um fünf Prozent zurück. Zum Vergleich: Den deutlichsten Rückgang hat mit minus 28,2 Prozent der Landkreis Goslar zu erwarten.

In der derzeitigen Debatte im Zuge des Schulstrukturwandels im Landkreis Harburg spielt das Argument der sinkenden Schülerzahlen eine wichtige Rolle. Laut der Studie der Bertelsmann Stiftung werden die Schülerzahlen in der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen Schüler im Grundschulbereich landesweit bis zum Jahr 2030 um 18,8 Prozent sinken. Die meisten Kreise, darunter auch der Landkreis Harburg, müssen mit Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich rechnen. Am schlimmsten soll es den Landkreis Osterode im Harz treffen. Hier prognostiziert die Studie sogar ein Minus von 36,3 Prozent. In Anbetracht dieser Zahlen könnten auch im Landkreis Harburg in absehbarer Zukunft einige Grundschulen in der Fläche Probleme bekommen, ihre Klassen noch füllen zu können.

Noch stärke sinkende Schülerzahlen prognostiziert die Bertelsmann Studie in der Gruppe der 10- bis 15-Jährigen Schüler. Sie nimmt im Landesdurchschnitt um etwa ein Viertel ab. Besonders betroffen ist auch hier der Landkreis Goslar. Hier wird es im Jahr 2030 42,1 Prozent weniger Schüler dieser Alterstufe geben als heute. Der Landkreis ist auch mit minus 45,6 Prozent Schlusslicht in der Altersstufe der 16 bis 18 Jahre alten Jugendlichen. Am geringsten sinken die Zahlen in der kreisfreien Stadt Braunschweig (minus 9,7 Prozent). Dagegen steht ein deutliches Wachstum der Gruppe der über 80-Jährigen.

2030 werden, so die Studie, in Niedersachsen 8,6 Prozent der Bevölkerung 80 Jahre oder älter sein. Das entspreche, so die Gutachter, fast dem Bundesdurchschnitt, der bei 8,3 Prozent liege. In dieser Altersgruppe ist der Anteil der Frauen höher als der Anteil der Männer. Das hänge, laut Studie, mit der durchschnittlich höheren Lebenserwartung von Frauen zusammen.

"Unsere Bevölkerung zeigt sehr deutlich, wo die Kommunen in Niedersachsen ihre Planungen überdenken müssen", sagt Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Eine der großen Herausforderungen für die Zukunft, so Mohn weiter, sei der steigende Bedarf an Pflegekräften, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie die Anpassung der Pflegestruktur zum Beispiel in der Tagespflege, der Kurzzeitpflege und der stationären Pflege.