In der Bezirksversammlung machte die Opposition Druck auf die Planentwicklung in Fischbek und Neuland

Harburg. Jahrelang herrschte Ruhe, da lagen die beiden Bebauungsplan-Entwürfe Neugraben-Fischbek 66 und Neuland 23 gewissermaßen auf Eis. Und jetzt, da die beiden Planvorhaben kürzlich durch SPD-Mehrheitsbeschluss im Stadtplanungsausschuss auf den Weg gebracht worden waren, musste nun auch die Bezirksversammlung am Dienstagabend eine Entscheidung treffen, wie es mit dem geplante Wohnungsbau in Neugraben-Fischbek, auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger Kaserne, weitergehen soll und welche Entwicklung der in Neuland an der Autobahnanschlussstelle Hamburg-Harburg vorgesehene Logistikpark nehmen soll.

Vorweg: In beiden Fällen sorgte die SPD-Fraktion mit ihren Mehrheitsbeschlüssen dafür, dass das Harburger Fachamt seine Planungen fortsetzen kann. Zuvor gab es allerdings in beiden Fällen stundenlange Debatten, in denen sich die Opposition aus CDU, GAL, FDP und Linke zumeist mit deutlichen Worten gegen die jetzige Form der Planentwicklung stemmte. CDU, GAL und FDP, setzten im Fall des Kasernengeländes sogar eine namentliche Abstimmung aller 51 Bezirksabgeordneten durch.

Immerhin hat sich in der Zwischenzeit, während die Planentwürfe ruhten, einiges getan: Auf dem Kasernengelände läuft mittlerweile im Auftrag der Finanzbehörde - ihr gehört die 55 Hektar große Fläche - der Abriss alter militärischer Gebäude und Anlagen. Die Erschließungskosten gelten jetzt als zu hoch, sodass die Finanzbehörde das von der Harburger Bezirkspolitik bislang einstimmig verfolgte Ziel, dort höherwertigen Wohnungsbau mit maximal 450 Wohneinheiten in Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern zu schaffen ablehnt und die Erhöhung von 450 auf 774 Wohneinheiten verlangt. So sollen die Erschließungskosten von 30 000 Euro pro Wohneinheit auf etwa 18 000 Euro gedrückt werden.

Die Bauverdichtung ist nun der wesentliche Streitpunkt, weil dafür der ehemalige Bundeswehr-Sportplatz hergegeben werden müsste und die Zufahrt zur verbleibenden Uwe-Seeler-Sporthalle mitten durch das künftige Wohngebiet führen würde. Neugrabener und Fischbeker Sportvereine sowie künftige Bewohner des Gebiets bräuchten neben der Sporthalle auch den Sportplatz ist sich die Opposition aus CDU, GAL und FDP einig. Sie erwarten, dass Mitglieder der Sportvereine ein Bürgerbegehren starten und sagen ihnen ihre Unterstützung zu.

Ronald Preuß, GAL-Fraktionsvorsitzender: "Was soll die Verdichtung von 450 auf fast 800 Wohneinheiten? Die vorliegende empirica-Studie besagt, dass das Wohnungsangebot im Süderelberaum bereits über der Nachfrage liegt. Es ist mir auch unverständlich, wieso die Finanzbehörde die Erschließungskosten auf die Wohneinheiten umrechnet." Immo von Eitzen, FDP-Fraktionsvorsitzender: "Bei der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Wandsbek akzeptiert die Finanzbehörde Erschließungskosten von 31 000 Euro pro Wohneinheit." Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionsvorsitzender: "Nördlich der Elbe spielen Erschließungskosten keine Rolle. Und sollte der Senat in unserem Fall sein Evokationsrecht nutzen und das Planverfahren an sich ziehen, dann soll der Senat anschließend den Murks auch verantworten."

Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung, stellte in der Bezirksversammlung die neueste von der Finanzbehörde vorgelegte Planungsvariante mit 774 Wohneinheiten vor. Sie beinhaltet Geschosswohnungsbau entlang der Cuxhavener Straße statt ursprünglich vorgesehener gewerblicher Nutzung. Statt des ohnehin nicht mehr bespielbaren Sportplatzes soll in Abhängigkeit von Sickerflächen für Oberflächenwasser ein größtmögliches Gelände für Freizeitnutzung entstehen.

Ohne Sportplatz kann auch auf einen Lärmschutzwall verzichtet werden. So ist Platz für weitere vier Gebäude. Klaus Lübberstedt (Linke): "Uns gefällt nicht, dass sozialer Wohnungsbau an der lauten Hauptstraße vorgesehen ist." Es folgte der Antrag von Ronald Preuß zur namentlichen Abstimmung. Jürgen Heimath, SPD-Fraktionsvorsitzender: "Wir sind auf dem Weg, die Gesellschaft zu spalten."

Nach Banken- und Wirtschaftskrise macht sich der wirtschaftliche Aufschwung auch wieder in der Logistikbranche bemerkbar. Deshalb mahnte die Wirtschaftsbehörde die Belebung der seit 2007 ruhenden Entwicklungspläne für Logistikparks an. Kaum Chance, dem Drängen der Behörde zu entkommen, hat die mehr als 20 Hektar große Fläche an der Autobahn in Neuland. Ronald Preuß: "Ökologischer Ausgleich muss dafür außerhalb von Harburg geschaffen werden." Sie wird auch bei der Planung eines Kreisverkehrs dort bereits berücksichtigt.