Orchideen faszinieren durch ihre fragile Schönheit und sind keineswegs nur eine Frauensache. Großer Treffpunkt für Fans ist Dahlenburg.

Dahlenburg. Mit zwei Vorurteilen rechnet Marei Karge-Liphard gleich zu Beginn des Gesprächs ab: Erstens, Orchideen sind empfindlich und brauchen viel Pflege. Zweitens, die Leidenschaft für die exotischen Pflanzen ist vor allem Frauensache. Beides falsch, sagt die 32-Jährige, die in vierter Generation den Familienbetrieb in Dahlenburg leitet.

1896 als Gemüsegärtnerei gegründet, ist der Orchideengarten Karge heute Treffpunkt für Liebhaber aus dem In- und Ausland - die Idee, auf die exotischen Pflanzen zu setzen, hatte Mareis Vater Joachim Karge. Das Geschäft mit den blühenden Exoten läuft so gut, dass im nächsten Jahr eine Erweiterung des Betriebes um weitere 2000 Quadratmeter Gewächshausfläche ansteht - dann sollen in Dahlenburg die Tropen zum Anfassen präsentiert werden.

Ein reich gefüllter Trophäenschrank mit Pokalen, Medaillen und Urkunden zeugt heute von vielen nationalen und internationalen Zuchterfolgen. Regelmäßig zu Besuch in Dahlenburg sind auch Orchideengruppen und -vereine aus Norddeutschland und Skandinavien sowie Besitzer eigener Orchideensammlungen. Hauptsächlich seien dies Männer, hat Marei Karge-Liphard festgestellt. Viele Kunden bringen eigene Pflanzen zur Begutachtung mit oder lassen ihre Orchideen hier professionell umtopfen.

Doch allzu viel gut gemeinte Aufmerksamkeit oder den berühmten "grünen Daumen" des Besitzers oder der Besitzerin brauchen die Pflanzen ja gar nicht - "genügsam, anspruchslos und längst nicht so kompliziert, wie man denkt" seien sie, sagt Chefin Karge-Liphard. Nicht einmal, wenn man das Gießen mal vergesse, nehme die Pflanze das übel. Was aber vermieden werden sollte, ist zuviel Wasser - Staunässe lässt die Wurzeln faulen.

Exotisch, elegant und elitär seien Orchideen, erklärt die diplomierte Gartenbau-Ingenieurin. Fast 1000 verschiedene Sorten und insgesamt rund 30 000 Stück wachsen hier unter Glas, zum Teil sind es eigene Züchtungen - der Nachteil dabei: Es dauert 15 bis 20 Jahre, bis eine Neuzüchtung gelungen ist, erstmals blüht und somit in den Verkauf gelangen kann. Deshalb werden auch Pflanzen aus den Ursprungsländern importiert. Reisen nach Thailand, Japan oder Taiwan zu den Produzenten sind für Marei Karge-Liphard erfreuliche Pflicht: "Das ist der schönste Teil meines Berufes."

4500 Quadratmeter Gewächshausfläche gibt es schon für die Orchideen an der Bahnhofstraße in Dahlenburg, darin herrschen künstlich erzeugte Temperaturen von 8 bis 28 Grad. Demnächst beginnt ein ehrgeiziges Erweiterungsprojekt. 2000 weitere Quadratmeter sollen im nächsten Jahr dazukommen, dann soll eine tropische Schau- und Erlebnislandschaft mit künstlichem Wasserfall entstehen. Im Herbst 2012 soll alles fertig sein. Doch zunächst freuen sich die Besucher schon jetzt über die vielen blühenden Pflanzen. Die Hauptsaison der Orchideen dauert von Oktober bis März.

Heute wird in Dahlenburg gefeiert: Das "Siamesische Blütenfest" soll die Atmosphäre der thailändischen Orchideenheimat mit Musik, Tanz und kulinarischen Spezialitäten nach Norddeutschland bringen. www.orchideengarten.de