Stade/Berlin. Neue Kohlekraftwerke, wie die derzeit von der E.on und dem Chemiekonzern Dow bei Stade geplanten, könnten auch nach dem im Sommer beschlossenen Atomausstieg zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit unnötig sein. Für den Übergang in das regenerative Zeitalter könne der Bedarf an zusätzlichen fossilen Kraftwerken vollständig mit dem Neubau von Gaskraftwerken gedeckt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur künftigen Rolle von Gaskraftwerken des Arrhenius-Instituts für Energie- und Klimapolitik.

Die Studie wurde von der Klima-Allianz Deutschland in Auftrag gegeben. Der Umweltverband BUND in Stade begrüßt das Ergebnis der Studie und fordert die Firmen Dow Chemical und E.on und die Stadt Stade auf, ihre lokale und globale Verantwortung wahrzunehmen und von "solchen nicht mehr zeitgemäßen Plänen" künftig Abstand zu nehmen.

"Der Bedarf an zusätzlichen Backup-Kraftwerken kann für die Übergangszeit ins regenerative Zeitalter vollständig mithilfe von flexiblen und hochmodernen Gaskraftwerken gedeckt werden", sagt die Leiterin Klimaschutz und Energiewende der Deutschen Umwelthilfe und Sprecherin der Klima-Allianz, Cornelia Ziehm. Für neue, unflexible Kohlekraftwerke gebe es laut Ziehm in einem Stromsystem mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien keinen Platz mehr.

Bis 2030 bestehe trotz des Atomausstiegs und der Stilllegung alter Kohlekraftwerke ein überschaubarer Bedarf an zusätzlicher Gaskraftwerks-Leistung. Nach den Berechnungen des Arrhenius-Instituts würden etwa in den kommenden zehn Jahren drei Gigawatt zusätzlicher Energiekapazität benötigt, um die Abdeckung der maximalen Last jederzeit sicherzustellen. In den folgenden fünf Jahren müssten fünf bis zehn Gigawatt zugebaut werden, je nachdem, wie hoch der Anteil des Imports von Strom aus erneuerbaren Energien ist, der als gesichert angesehen wird.

Nach Ansicht von Sven Bode, Geschäftsführer des Arrhenius-Instituts, sei es für Investoren entscheidend, zu verstehen, dass Gaskraftwerke in der Zukunft die Ergänzung der erneuerbaren Energien bilden und nicht etwa umgekehrt.