Die 23 Jahre alte Kim Frieß aus Jork ist Niedersachsens beste Auszubildende zur Zootierpflegerin. Zur Belohnung gibt es eine Jobgarantie.

Nindorf/Jork. Ob Sibirischer Tiger, Spinne oder Ziege: So unterschiedlich diese Lebewesen sind, Kim Frieß weiß mit diesen Tieren umzugehen. Die 23-Jährige aus Jork ist die beste Auszubildende zur Zootierpflegerin in Niedersachsen: Note 1,3. Zwei Jahre hat sie im Wildpark Lüneburger Heide in Nindorf gelernt, ein Jahr kürzer als normalerweise üblich, weil sie Abitur hat. Mehr als 1000 Tiere leben in dem Wildpark, gut 100 von ihnen kennt die junge Frau beim Namen.

In zwei Wochen endet ihre Ausbildung in der Nordheide. Ihr Beruf könnte Kim Frieß ein Leben auf einem anderen Kontinent ermöglichen. Niedersachsens beste Zootierpfleger-Auszubildende bewirbt sich zurzeit bei Zoos und Nationalparks in Afrika und Australien. Sie will Neues kennenlernen. "Elefanten in der Wildnis zu erleben, das wäre toll", sagt sie. Aber zunächst gönnte sich die Jahrgangsbeste eine Woche Urlaub, ganz bodenständig bei der Oma in Schwaben.

Zootierpfleger sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt. Wildpark-Chef Alexander Tietz sieht beste Chancen für seine Auszubildende, neue Erfahrungen zu machen. "Gute Tierpfleger bekommen eine Anstellung", sagt er, "der Bedarf ist da, in ganz Europa." Bei einem Auslandsabenteuer hätte Kim Frieß sogar den Luxus einer Jobgarantie in der Heimat: Alexander Tietz hat ihr zugesagt, sie wieder einzustellen, sollte sie zurückkehren wollen.

300 Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz hat der Wildpark-Chef. Zootierpfleger ist der Traumberuf von vielen jungen Leuten. Seit Fernsehsender die Zoos entdeckt haben und sich mit Dokumentationen wie "Ruhrpott-Schnauzen" oder "Menschen, Tiere und Doktoren" überbieten, sind die Bewerberzahlen bei Zoos und Tierarztpraxen in die Höhe geschnellt.

Der Alltag eines Tierpflegers sieht jedoch anders aus als die kurze heile TV-Welt: "Der Job bedeutet nicht nur Tiere zu streicheln, sondern man muss auch anpacken können", sagt Alexander Tietz. Dass Kim Frieß das kann, hat die zierliche junge Frau bewiesen. "Blaue Flecken habe ich täglich", sagt sie und lächelt dabei. Beim Transport von Futtersäcken passiere so etwas eben mal. Einmal habe sie ein Esel geschubst. "Unabsichtlich", nimmt Kim das Tier in Schutz.

Kim Frieß sei sehr zuverlässig und ehrgeizig, nennt Tietz ihre Stärken. Es sei auch nicht jedermanns Sache, mit Reptilien zu arbeiten. Kim hat bei keinem Tier ein ungutes Gefühl. "Spinnen gehören zwar nicht zu meinen Lieblingstieren", sagt sie, "aber ich kann mich mit ihnen arrangieren." Zu Hause hat sie ein Pferd, einen Border Collie und sieben Rennmäuse.

Abiturienten wie Kim sind in der Minderheit in dem Ausbildungsberuf. Nicht selten reichen ein Hauptschulabschluss und ein Praktikum. Gute Mathematikkenntnisse sind aber eine wichtige Voraussetzung für einen Tierpfleger - wer die Zooromantik nur aus dem Nachmittagsfernsehen kennt, den dürfte das überraschen. Kim Frieß muss ausrechnen, wie viel Futter jede Tier benötigt und wie viel Energie es verbraucht. "Der Taschenrechner gehört zum Beruf dazu", sagt sie. In die Gleichung fließen noch Größen wie das Alter des Tieres, die Größe oder der Seelenzustand, etwa ob es traurig ist, ein. Ein Tierpfleger muss gut beobachten können, denn seine Klienten sprechen nie.

Nur einmal während ihrer Ausbildung hat ein Tier die junge Frau gebissen. Ein Waschbär schnappte zu. "Es hat kurz gezwickt", sagt Kim Frieß. Sie hat keine besondere Erinnerung daran. Ein Tierpfleger muss mit Überraschungen umgehen können - auch in der Abschlussprüfung. Da hatten sich die Prüfer zwei Exoten ausgeguckt, die nicht originär in Niedersachsen beheimatet sind. Sie befragten die Jorkerin zu Schimpansen, die Kim aus dem Wildpark nicht kennt, und dem seltenen Serval, eine kleine Raubkatze aus Afrika.

"In meinem Beruf passiert jeden Tag etwas Neues, worüber ich mich freuen kann", sagt sie. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr die Ziege "Schneewittchen" aus dem Streichelzoo. Was war eines ihrer schönsten Erlebnisse im Beruf? "Als meine Ziege ein Baby bekommen hat", antwortet sie spontan, "das war ein besonderer Moment."