Eine Glosse von Matthias Popien

Mit 2000 "dynamischen Schriftanzeigern" will die Bahn ihre Kunden im kommenden Winter über mögliche "Abweichungen vom Fahrplan" informieren. Was dort genau zu lesen ist, war leider nicht zu erfahren. Aber erfahrungsgemäß ist es bei der Bahn eher unwahrscheinlich, dass Dynamik bedeuten könnte, ein Zug werde sein Ziel schneller als vorgesehen erreichen. Wie lässt sich also dennoch Dynamik in die Schriftanzeiger bringen? Doch nur über eine zugkräftige Formulierung. Zum Beispiel so: "Cool, Mann, dein Zug weicht vom Fahrplan ab". Ein Gerücht ist offenbar die Behauptung, die Bahn hätte für ihre Anzeigetafeln einen uralten Werbespruch wieder entdeckt: "Alle reden vom Wetter. Wir nicht."

Neben rasanten Sätzen wird die Bahn auch hochmoderne Technik einsetzen, um das Debakel aus dem letzten Winter vergessen zu machen. Im Nahverkehr will sie "Abtauzelte" aufschlagen, in denen sich die Vorortzüge aufwärmen können. 6000 Helfer sollen zudem Weichen von Eis und Schnee befreien. Ob auch für sie Abtauzelte bereit stehen, ist unklar. Sollte es zu kalt werden, könnte man versuchen, die Arbeitsmoral mit dynamischen Schriftanzeigern zu erhöhen: "Los, der Frost muss aus den Weichen weichen." Oder, frei nach Billy Joel: "Abtauen, Girl!" Am Ende aber bleibt Zugfahrern nur die Hoffung, dass der Winter wie der Sommer wird und auf seine jahreszeittypischen Besonderheiten verzichtet. Ein Winter ohne Dynamik - wäre das nicht schön?