Nach drei Umzügen beziehen die igs-Planer ein Hybridhaus in der neuen Mitte Wilhelmsburgs. Kritik von Anwohnern am Aussehen des Baus.

Wilhelmsburg. Wenn Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter von dem neuen Zentrum der Internationalen Gartenschau (igs) in der neuen Mitte Wilhelmsburgs spricht, sprudelt es aus ihm heraus, und der Professor mit dem Oberlippenbart ist voll des Lobes: "Diese Gebäude wird für ganz Hamburg Ausstrahlung haben. Es ist ein schönes Zeichen für Wilhelmsburg: bodenständig und trotzdem originell. Es besticht durch Eleganz und Qualität. Das künftige Ensemble wird eine Kombination von Landschaft und Stadt sein - das ist die Zukunft des Städtebaus."

Viele Wilhelmsburger sind noch etwas irritiert, wenn sie an der neuen Landmarke der igs Am Inselpark 1, Ecke Neuenfelder Straße, rund 250 Meter von der mit 55 000 Fahrzeugen täglich befahrenen Wilhelmsburger Reichsstraße, vorbeifahren. "Das Haus erinnert mit seinen militärischen Tarnfarben eher an ein kleines Nato-Hauptquartier als an die Heimat einer Gartenschau", sagt etwa der Wilhelmsburger Rainer Möller, 38. "Die Farbgebung ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig."

Diese Kritik versteht Hamburgs Oberbaudirektor nicht. "Das ist kein Militärlook, sondern ein Gartenschaulook", sagt Jörn Walter. "Die Farben umbragrün, braun und beige passen zu der Gartenschau und reflektieren sehr schön, wenn die Sonne scheint."

Igs-Chef Heiner Baumgarten räumt an diesem Freitagvormittag, sein Team ist gerade das dritte Mal auf der Elbinsel Wilhelmsburg umgezogen, ein, "dass die Farbkombination Ähnlichkeit mit Tarnfarben hat. Aber die Gestaltung ist klar auf die Architektur abgestimmt. Das Gebäude fügt sich schön in das Grüne ein", sagt der Gartenbauchef, "das sind sehr moderne Farben."

Bis zum vergangenen Wochenende hatten die igs-Planer noch in einem unschmucken Gebäude am Pollhornbogen residiert. "Jetzt sind wir mittendrin im Geschehen und näher dran an den erwarteten 2,5 Millionen Gästen", sagt Baumgarten. 46 Mitarbeiter arbeiten im neuen Hauptsitz der Gartenschau.

Das Hybrid-Haus der igs ist das erste fertiggestellte Haus der Internationalen Bauausstellung (IBA). Bis 2013 sollen in unmittelbarer Nähe auf dem Gartenschaugelände auch noch Wasserhäuser, Niedrig-Preis-Häuser und Häuser aus innovativen Bausstoffen stehen. Das igs-Hybridhaus soll auch nach dem Ende der Gartenschau im Oktober 2013 ohne große Umbaukosten neuen Nutzern und Bewohnern zur Verfügung stehen. Schon jetzt gibt es noch Platz für zwei Untermieter - die Wohnungen sind 117 und 106 Quadratmeter groß. Die Investitionskosten für das neue igs-Hauptquartier belaufen sich auf rund fünf Millionen Euro. Schmuckstück ist ein neues Foyer, dessen Fenstersüdfront permanent von einem grünen Vorhang verhüllt ist, der dem Besucher das Gefühl vermitteln soll, er wandele unter einem schützenden Blätterdach. Das Interieur mit den lindgrünen Ledersesseln erinnert an die 1970er Jahre. Besucher können sich mit Hörstationen, einem Setzkasten und Daumenkinos über die "Gartenschau-Welten" informieren.

Die Gartenschau-Dauerausstellung im igs-Zentrum ist ab Montag, 10. Oktober geöffnet. Öffnungszeiten künftig: Dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 14 bis 18 Uhr, montags geschlossen.