Wilhelmsburger Künstler bringen Musikübungsraum im Reiherstiegviertel auf Vordermann

Wilhelmsburg. Die Elbinsel Wilhelmsburg hat ein neues Kunstwerk im öffentlichen Raum: Die beiden Graffitikünstler Murat Karakus und Björn Weckerle, beide aus Wilhelmsburg, haben das ehemalige Toilettenhäuschen an der Neuhöfer Straße mit künstlerisch anspruchsvollen Motiven und Schriftzügen von außen neu gestaltet. Jetzt hoffen Künstler und Organisatoren, dass Wilhelmsburger Jugendliche die neue Gestaltung annehmen und nicht mit neuem Gekritzel verunstalten werden.

Das ehemalige Toilettenhäuschen im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel war lange Zeit ein Schandfleck in der Parkanlage Rotenhäuser Feld - es liegt zu Fuße des mächtigen Flakbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg, den die Internationale Bauausstellung (IBA) und Hamburg Energie gerade zum Energiebunker umbauen. Das Häuschen war von Büschen umgeben und ein beliebter Anlaufpunkt für Trinker und Drogenabhängige. Zudem war das Gebäude von künstlerisch minderwertigen Graffiti verunziert.

Im vergangenen Jahr hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ein Förderprogramm für "Anti-Graffiti-Gestaltungsmaßnahmen" an Gebäuden von Schulen, Vereinen, Stadtteilgruppen und Jugendeinrichtungen ins Leben gerufen. So wurde der Wunsch der Projektgruppe "Stadtteilpflege Wilhelmsburg" wahr: Der Schandfleck mitten in Wilhelmsburg - gleich neben IBA-Projekten wie dem Energiebunker, dem Weltquartier und dem multikulturellen Seniorenwohnheim Veringeck gelegen - bekommt ein neues Gesicht. Jetzt zieren die Hafenskyline, die Alte Harburger Elbbrücke über die Süderelbe, das Wilhelmsburg-Wappen, Wilhelmsburger Gesichter und Wilhelmsburg-Schriftzüge das alte Toilettenhaus.

"Wir sind mit der neuen Fassade sehr zufrieden", sagte Hans Billig, 80, von der Projektgruppe Stadteilpflege. "Jetzt müssen die restlichen Büsche schnell entfernt werden, damit die Trinker nicht wiederkommen." Dieser Aufgabe will sich der Bezirk Mitte noch in diesem Jahr widmen und auch noch Gehwegplatten verlegen.

4000 Euro hat das neue öffentliche Kunstwerk am Eingang des südlichen Teiles des Rotenhäuser Feldes gekostet. Der Verein RockBüro Hamburg will das Gebäude und das nähere Umfeld jetzt unterhalten - dafür bekommt das Häuschen noch einen Anti-Graffiti-Schutzanstrich.

Christian Thies, 33, übt zweimal in der Woche mit der Skapunk-Bank Wollepolle im ehemaligen Toilettenhäuschen: "Wir sind mit den Musikern der Metall-Band Krybtyr befreundet und teilen uns den Probenraum. Das alte Toilettenhäuschen war grottenhässlich."

Simon Henze von der Ingenieurgesellschaft KramerAlbrecht hofft, dass die Wilhelmsburger lange Freude am neuen Kunstwerk haben: "Es gibt ja einen Ehrenkodex, dass professionelle Graffitikunst nicht übersprüht wird. Jetzt müssen wir sehen, ob die Jugendlichen sich daran halten werden."